Hunnau

Hunnau

Die Anfänge einer Gastwirtschaft zwischen Hoisbüttel und Timmerhorn

Jahrbuch Alster 2002, S. 75-79

Gastwirtschaft

Gastwirtschaft

Zwischen den Ammersbeker Ortsteilen Hoisbüttel und Rehagen/Schäferdresch gelangt man nach dem Überschreiten des Laberges in der Niederung der Hunnau an einen Bauernhof. Er liegt rechts der heutigen Bundesstraße 434 unmittelbar an dem Bach.

Obwohl im Laufe der Zeit in der Nähe dieses Hofes auf ehemals Hoisbüttler und Bünningstedter Seite einige Wohnhäuser hinzugekommen sind und der Verkehr auf der Straße stärker geworden ist, liegt dieser Ausbau Hunnau immer noch einsam zwischen den Ortsteilen.

Zu diesem Bauernhof gehörte bis 1956 eine Gaststätte, die Gastwirtschaft „Zur Hunnau“.

Die Vererbpachtung der Hunnau

Die Vererbpachtung der Hunnau

Der erste Eigentümer der Hunnau ist Jo(a)chim Hack. Am 24. Juli 1782 schließt der Besitzer des Gutes Hoisbüttel Johann Hinrich Behn mit Joachim Hack, wohnhaft zum Grünen Jäger (Wellingsbüttel) einen Erbpachtsvertrag. Zum 1.5.1783 erhält Joachim Hack das zum „… Guthe Hoisbüttel gehörige an der Hunnenaue belegene, sogenannte Hunnenauer-Krug-Haus somit dem dazugehörigen Lande, oder Acker und wiesen, so wie es den jetzigen Krüger bisher zur Miethe gehabt, in eine ordentliche Erbpacht zu überkommen …“.

Seit 1783 ist die Hunnau im Besitz der Familie Hack/Timmermann.

Bisheriger Kenntnisstand

Bisheriger Kenntnisstand

Mit der Geschichte der Gastwirtschaft in der Hunnau, wie mit der Geschichte Hoisbüttels überhaupt, hat sich Alf Schreyer eingehend beschäftigt. Seine Ergebnisse diesbezüglich sind letztmalig in der Chronik Ammersbek veröffentlicht worden.

Herr Schreyer nennt als ersten Beleg für eine Gastwirtschaft in der Hunnau eine Eintragung im Bergstedter Kirchenbuch von 1707: Anlässlich der Ehe­schließung von Claus Hüttscher habe der Pastor als Aufenthaltsort „aus der Hunnauenaue“ eingetragen. Zwischen 1702 und 1711 sind in den Bergstedter Kirchenbüchern keine Eheschließungen verzeichnet.

Jedoch vermerkt der Woldenhorner (Ahrensburger) Pastor die Eheschließung zwischen Klas Hütscher und Fieke Dabelstein aus Reimershorst am 27.2.1707 mit den Worten: „welche zu Hoisbüttel auf dem Hofe alle beide gedienet, daselbst sich verlobet, Hochzeit gegeben, von Herrn Pastor von Bergstedt copulieret, mir aber meinen Trautaler gerichtet, weil sie hier aus dem Gute bürtig“.

Anlässlich der Taufe von Anna Elisabeth Hütscher am 9.10.1707 (*5.10.1707) wird ihr Vater mit „Clauß aus der Hunnenau“ angegeben.

Dies ist sicher der Eintrag, den Herr Schreyer meinte.

Claus Hüttscher erwirbt 1715 eine Bauernstelle mit Kruggerechtigkeit im Dorf Hoisbüttel.

Schreyer schreibt: „Dort [in der Hunnenaue, Kl. T.] dürfte er auch den Gastwirtschaftsbetrieb kennengelernt haben … Die Gastwirtschaft „Hunnenaue“ dürfte älter sein [als 1707, Kl. T.], aber es fehlen hierüber alle Aufzeichnungen.“

Die Bergstedter Kirchenbücher

Die Bergstedter Kirchenbücher

Zwar findet sich in den Bergstedter Kirchenbüchern kein früherer Hinweis auf Bewohner in der Hunnau, jedoch lässt sich aus späteren Eintragungen eine wenn auch lückenhafte Liste der Bewohner in der Hunnau von 1707 bis 1800 erstellen (siehe unten). Mit Nicolaus Amther wird 1754 erstmalig ein Krugwirth in der Hunnau genannt. Alle diese Bewohner sind Mieter, Pächter der zum Hoisbüttler Gut gehörenden Krug- und Bauernstelle Hunnau.

ausgewertet wurden dazu: das Taufregister, das Totenbuch und das Traubuch jeweils ab 1637 (mit Lücken; so gibt es für die Jahre 1702 – 1710 und 1712 – 1721 keine Eintragungen im Trauregister); die Trauungen des Kirchspiels Bergstedt von den Anfängen bis 1750 liegen gedruckt vor: Franz Schubert: Quellen und Schriften zur Bevölkerungsgeschichte Norddeutschlands, Trauregister aus den ältesten Kirchenbüchern Schleswig-Holsteins, Von den Anfängen bis zum Jahre 1704, Band 2 Lübecker Landgemeinden Propstei Stormarn, Göttingen 1993, Selbstverlag, dergl.: wie oben, nur: Von 1705 bis 1750, Göttingen 1994, Selbstverlag.

Auswertung weiterer Quellen

Auswertung weiterer Quellen

Im folgenden wird versucht, durch das Auswerten weitere Quellen den wahrscheinlichen Zeitraum der Gründung einer Gastwirtschaft in der Hunnau weiter einzuengen.

Der Straßenverlauf zwischen Hamburg und Lübeck

Die Gastwirtschaft in der Hunnau verdankt ihre Existenz vermutlich dem Frachtverkehr auf der Straße zwischen Hamburg und Lübeck.

Der Abschnitt durch die Hunnauniederung und über den Laberg nach Hoisbüttel stellte für die Fuhrwerke ein beträchtliches Hindernis dar.

Diese Wegeverbindung zwischen den beiden Hansestädten ist zwar sehr alt, jedoch lässt sich deren genauer Verlauf für die früheren Jahrhunderte nur schwer bestimmen. Bergstedt wird in diesem Zusammenhang 1485 erwähnt und die Route von Bargteheide nach Bergstedt erstmals 1550.

Der Streckenverlauf zwischen diesen beiden Kirchorten musste nicht zwangs­läufig über Hoisbüttel verlaufen. Gesicherte Nachricht darüber gibt erst eine Reisebeschreibung von 1694 – hier wird die Reiseroute Barmbek, Bramfeld, Bergstedt, Hoisbüttel, Timmerhorn, Bargteheide und Oldesloe genannt.

Die reitende Post zwischen den Hansestädten

Zwischen den beiden Hansestädten gab es zwei von Hamburg und Lübeck betriebene Postrouten: die fahrende und die reitenden Post. Die fahrende Post nahm ihren Weg über Alt-Rahlstedt und Siek. Die reitende Post wurde im Jahre 1699 in der Hunnau überfallen. Da die die erhaltenden Unterlagen für die Hunnau recht aufschlussreich sind, folgt eine Zusammenfassung des Geschehens.

Ein Postraub in der Hunnau

In der Nacht vom 3. zum 4. April 1699 wird der Postreiter Hinrich Busch
“ … an einem ort die Hunnau genand beraubet das pferd todt geschossen, das Feleisen aufgeschnitten, und alle darin geweßene pacquete herausgenommen …“.
Der Postreiter war wie üblich um 7 Uhr abends aus Hamburg los geritten, hatte in Bramfeld und Bergstedt jeweils eine kleine Pause gemacht und dann seinen Weg durch Hoisbüttel fortgesetzt.
Danach fing das Pferd an zu hinken. Er ritt aber weiter „… in die Hunnau (alwo auf beyden seiten graben und Zäune warn) …“, als er sich über sein Pferd beugte“… da sey von der linken seiten ein starker schuß geschehen, so sein Pferd dergestalt getroffen daß er stracks unter ihm niedergefallen und zwar auf seinen linckeren schenkel, worüber er erschrocken und O Herr Jesus gerufen, doch den Fuß loß gearbeitet, daß der stiefel unter dem Pferd liegen geblieben…“. Der Postreiter versucht sein Felleisen loszumachen, vermeint aber das Laden einer Büchse zu hören und läuft bis nach Timmerhorn.
Dort schlägt er beim Bauern Hinrich Wriggers Alarm. Zu viert geht es zurück zur Hunnau. Das Pferd ist tot, die Pakete aus dem Felleisen gestohlen, die Briefe jedoch nicht. Der Sattel und das Felleisen werden zum Hause des Bauern Wriggers getragen, dessen Knecht nach Fischbek zu Johann Gajen geschickt, um ein Pferd zu holen. Mit diesem Pferd setzt Hinrich Busch seinen Ritt nach Lübeck fort.

Ein weiterer Überfall ereignet sich am 20.12.1701 zwischen Timmerhorn und Bargteheide.

Am 24.1.1702 schlägt der Geheime Rat von Wedderkop aufgrund dieser Vorkommnisse vor, die reitende Post zwischen Bergstedt und Bargteheide von einem oder zwei Dragonern begleiten zu lassen.

Zusammenfassung

Zusammenfassung

Aus den Tatsachen, dass
der Postreiter Busch nach dem Überfall in der Hunnau nach Timmerhorn flüchtet
die vier Männer nach der Sicherstellung der Briefe und des Sattels sich wiederum nach Timmerhorn begeben und
noch Anfang 1702 ein bewaffneter Begleitschutz vorgeschlagen wird,
kann wohl mit Recht geschlossen werden, dass es 1699/1702 noch kein Gebäude in der Hunnau gab.

Der am 20.6.1675 geborene Claus Hüttscher ist also wahrscheinlich der erste in der Hunnau Ansässige. Er wird sich hier mit Zustimmung des damaligen Gutsherrn Friedrich von Spenner (Besitzer Hoisbüttels von 1696 bis 1725) wohl 1706 ein Haus errichtet haben. Ausgestattet mit der Kruggerechtigkeit und etwas Ackerland und einigen Wiesen konnte er eine Familie gründen, denn der Krug reichte in den 250 Jahren seines Bestehens nie zum alleinigen Lebensunterhalt aus.

Wahrscheinliche Mieter/Pächter

Wahrscheinliche Mieter/Pächter der Hunnau von 1707 bis 1783

1. Hüttscher, Claus 1707 – 1715
am 9.10.1707 Taufe einer Tochter des Clauß Hütscher aus der Hunnenau
Hunnau wird in den Bergstedter Kirchenbüchern erstmals genannt
am 28.8.1712 Taufe einer Tochter des Claus Hüttscher, ohne Ortsangabe
1715 wird Claus Hüttscher Besitzer einer Bauernstelle in Hoisbüttel

2. Wagner, Hans 1715 – 1727
am 24.9.1715 Taufe von Zwillingen des Hans Wagner, Hunnau
am 29.9.1727 wird Hans Wagner aus der Hunnau als Pate erwähnt

3. Dabelstein, Hinrich 1730 – 1734
am 8.9.1730 Taufe einer Tochter des Hinrich Dabelstein aus der Hunnau
am 16.3.1734 wird ein Sohn des Hinrich Dabelstein aus der Hunnau beerdigt

4. Amther, Nicolaus 1751 – 1754
am 12.12.1751 wird ein Sohn des Nicolaes Amter beerdigt, ohne Ortsangabe
am 10.5.1754 wird Nicolaus Amther, Krugwirth aus der Hunnau beerdigt
erste Erwähnung eines Krugwirtes in der Hunnau in den Bergstedter Kirchenbüchern
die Witwe Catharina Dorothea Am(b)ter heiratet 1755 Friedrich Hüttscher

5. Reimers, Claus 1756
am 25.4.1756 wird Claus Reimers, Hunna, als Pate des 1. Kindes von Fr. Hüttscher und Catharina Dorothea, verw. Ambter genannt

6. Jansen, Hans Hinrich 1756 – 1771
am 17.10.1756 wird ein 6 Monate altes Kind von Hans Hinrich Jansen in der Hunnau beerdigt, bei der Geburt des Kindes wohnt Jansen noch auf dem Hoisbüttler Hof
am 18.3.1770 stirbt ein Sohn des Krugwirtes H. H. Jansen in der Hunnau
am 7.7.1771 heiratet die Tochter Dorothea Elisabeth, Ortsangabe: Hunnau

7. Timm, Friedrich 1773 – 1774
am 23.5.1773 wird eine Tochter des Friedrich Timm, Eigentümer und Krugwirth in der Hunnah beerdigt
am 8.9.1774 wird Johann Friedrich Timm, Hunnah als Pate genannt

8. Krull, Gabriel Benedix 1781 – 1783
am 28.6.1781 Taufe eines Sohnes des Gabriel Benedix Krull, Krugwirth
zur Hunnau
am 12.1.1783 Taufe einer Tochter des Gabriel Benedix Krull, Krugwirthes
zur Hunnah

9. Hack, Jochim 1783 – 1800
am 1.5.1783 wird Jochim Hack Erbpächter der Krugwirtschaft und Bauernstelle Hunnau.
Seit dieser Zeit ist die Hunnau im Besitz der Familie Hack/Timmermann.