Friedrich Wilhelm von Schütz – kurz

Friedrich Wilhelm von Schütz
als Gutsbesitzer

Friedrich Wilhelm von Schütz (25.4.1758 – 9.3.1834)

von Klaus Tim, Ammersbek, 2012

erschienen im Rundbrief des Arbeitskreises
Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins Nr. 100

Friedrich Wilhelm von Schütz
verkauft das Adlige Gut Hoisbüttel

Im Leben des Friedrich Wilhelm von Schütz bilden seine fünf Jahre als Hoisbüttler Gutsherr eine Zwischenphase. Als er im Jahre 1793 nach Hoisbüttel zieht, ist er 35 Jahre alt, der literarische und politisch bedeutsame Zenit seines Lebens gerade überschritten. Als er das Hoisbüttler Gut im Jahre 1798 verlässt, lebt er noch weitere 35 Jahre, die in publizistischer Bedeutungslosigkeit verebben.

Der 1758 in Sachsen geborenen Friedrich Wilhelm von Schütz kommt nach einem Jura-Studium und Reisen ins europäische Ausland 1787 nach Altona bzw. Hamburg. Er hat Kontakt zu Illuminaten und wird Mitglied einer Freimaurerloge. Von den Ideen der Französischen Revolution angezogen, macht er sich jakobinische Auffassungen zu eigen und publiziert in Hamburg ab Juli 1792 den erst wöchentlich, dann monatlich erscheinenden „Niedersächsischen Merkur“, dem „wichtigste[n] (…) Organ der revolutionären Demokratie im rechtsrheinischen Deutschland im Herbst und Winter 1792/93.“

Er tritt für radikale Reformen in Deutschland ein, gehört bis 1793 zu den „agilsten und radikalsten aufklärerischen Schriftstellern.“ Da insbesondere Preußen auf seine Ausweisung aus Hamburg besteht, wird von Schütz Legationssekretär des französischen Gesandten in Hamburg und untersteht damit der französischen Justiz. Mitte März 1793 erleidet das französische Revolutionsheer eine entscheidende Niederlage und der Zug zur Befreiung Deutschlands wird abgebrochen; von Schütz‘ Hoffnungen auf Deutschlands Befreiung von der Feudalherrschaft sind vorerst gescheitert. Als nun der französische Gesandte Hamburg verlassen muss, ist die Ausweisung von Schütz‘ nur noch eine Frage der Zeit. Einer erstmaligen Aufforderung im März kommt er nicht nach. Anfang April ereilt ihn die Nachricht vom Tode seines Vaters. Er reist nach Erdmannsdorf, seinem Heimatort, und entgeht so einer weiteren Aufforderung.

Nach wenigen Monaten verkauft von Schütz seinen ererbten Besitz, verlässt seine sächsische Heimat. In der Nähe Hamburgs erwirbt er das Gut Hoisbüttel.

Während seiner Hoisbüttler Zeit verfolgt Friedrich Wilhelm von Schütz das politische Geschehen in Deutschland, insbesondere die Vorgänge in Hamburg und Altona. Er hat insbesondere Verbindungen nach Altona und Kontakt zu den führenden Demokraten dort, die sich um die Verlagsgesellschaft von Altona, „in den letzten fünf Jahren der 18. Jahrhunderts das Zentrum demokratischer Literatur im rechts-rheinischen Deutschland“ sammeln und deren Teilhaber sein Stiefsohn Friedrich Bechthold ist. Eine Möglichkeit der politischen Betätigung unter den gewandelten Verhältnissen sieht Friedrich Wilhelm von Schütz auch am Theater. Er engagiert sich am 1796 gegründeten Nationaltheater in Altona, in dem er Schauspiele verfasst, sich zeitweilig an der Leitung des Theaters beteiligt und auch als Schauspieler auftritt.

Der neue Wirkmittelpunkt Altona ist vermutlich auch der Grund für den Kauf eines Besitzes in Othmarschen im Jahre 1797. Das Hoisbüttler Adlige Gut wird dann spätestens zum 1. Mai 1798 verkauft sein.

Die Hoffnungen auf einen politischen Wandel in Deutschland müssen von Schütz und seine Gesinnungsgenossen spätestens 1799 begraben.

Von Schütz lebt dann bis 1819 in Hamburg und Altona. Er gibt zunächst zwar wieder eine politische Zeitschrift heraus. Die literarische Tätigkeit beschränkt sich jedoch im Wesentlichen auf Freimaurerschriften und nach dem Tode seiner Frau (1819) und dem Umzug nach Zerbst zu seinem ältesten Sohn erscheinen von ihm unpolitische Schriften und Bücher für Jugendliche.

Am 9. März 1834 stirbt Friedrich Wilhelm von Schütz 76jährig in Zerbst.

Von Schütz war Literat, politischer Schriftsteller und Journalist, Aufklärer, Frei­maurer, Demokrat und trat für radikale Reformen in Deutschland ein. Die Liste seiner Schriften umfasst ca. 40 Titel. Er gab politische und litera­rische Zeitschriften heraus und verfasste Reiseberichte, Biografien, Schauspiele, Gedichte, Lieder, Kinderbücher, Reden für Freimaurer, historische Werke. Darunter sind die erste Biografie über den Philosophen Moses Mendels­sohn und des dänischen Staatsministers Peter von Bernstorff.

Hoisbüttel – das sind das Adlige Gut und die zu den hamburgischen Walddörfern zählende andere Dorfhälfte – wurde 1792 verkoppelt. Das Adlige Gut, der Eigenbetrieb des Gutsherrn erhält erst zu diesem Zeitpunkt seine Ackerflächen in Koppeln.

Der „Summarischer Anschlag des Guths Hoyesbüttel“ erscheint vermutlich im Herbst 1797, als die Entscheidung für Othmarschen gefallen ist. Hierin finden sich die üblichen Angaben über die Lage des Gutes, die Rechte, die Hand- und Spanndienste, die zum Gute gehörenden Flächen, eine Aufstellung der Einnahmen und der Revenuen, sowie ein Inventarium.

Es findet sich auch eine Begründung für die 1796 erfolgte Ausweisung von sechs Erbpachtstellen.

Aus heutiger Sicht fällt die Erwähnung einer Kegelbahn beim ausführlich beschrieben Herrenhaus auf. Die folgende Passage gilt immer noch für Hoisbüttel: „Die Gegend bei Hoyesbüttel ist überaus angenehm, und der nicht weit vom Hofe gelegene Schüberg gewährt eine vorzüglich schöne Aussicht. Dieser Berg ist durchgängig mit Eichen und Buchenholze bewachsen, 4 Hauptalleen auf solchen ausgehauen und mehrere Spatziergänge angelegt.“

Friedrich Wilhelm von Schütz ist der einzige Gutsbesitzer Hoisbüttels mit überregionaler, ja nationaler Bedeutung. In Hoisbüttel hat er kaum Spuren hinterlassen. Vielleicht zeichnete er sich durch ein anderes Verhalten seinen Untergehörigen aus. Das ist jedoch schwer fassbar.

Quellen

Meine Ausführungen zu von Schütz‘ Leben und Bedeutung basieren auf

  • Walter Grab: Demokratische Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Zeit der ersten französischen Republik, Hamburg 1966 und
  • Demokratische Wege: Deutsche Lebensläufe aus fünf Jahrhunderten, herausgegeben von Manfred Assendorf und Rolf von Bokel, 1997, darin S. 507f.: der Artikel von Walter Grab über v. Schütz.

Aus beidem stammen auch die Zitate.
Die Aussagen über von Schütz und Hoisbüttel sind eigene Erkenntnisse.