Friedrich Wilhelm von Schütz – ausführlich

Friedrich Wilhelm von Schütz
als Gutsbesitzer

Friedrich Wilhelm von Schütz (25.4.1758 – 9.3.1834)
als Gutsbesitzer in Hoisbüttel 1793 – 1798

von Klaus Tim, Ammersbek, Sommer 2008

erschienen im Jahrbuch des Alstervereins 2009, Seite 55-71

Hofrath Friedrich Wilhelm von Schütz um 1801
Kupferstich von Leo Wolf, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. 143359

Vorbemerkung

An der nördlichen Stadtgrenze von Hamburg, und mit dieser per U-Bahn verbunden, liegt die noch junge Gemeinde Ammersbek, die unter anderem aus dem Ortsteil Hoisbüttel besteht. Hoisbüttel war unter anderem viele Jahrhunderte hindurch ein Adliges Gut in Schleswig-Holstein. Die Erforschung der Geschichte dieses Adligen Gutes ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sehr sich der Blick in die Lokalhistorie auch für das Verständnis von viel weitreicherenden historischen Entwicklungen lohnt. So ist erst durch die Beschäftigung mit der sogenannten Bauernbefreiung gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Hoisbüttel ein Gutsherr in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, der eine über die Hoisbüttler Geschichte hinausweisende Bedeutung besitzt: Friedrich Wilhelm von Schütz. Seine Bedeutung liegt auch nicht in seiner Eigenschaft als Gutsherr, sondern in der als herausragender demokratischer Publizist und Literat in Norddeutschland zur Zeit der Französischen Revolution. Der folgende Artikel soll dazu beitragen, Friedrich Wilhelm von Schütz anlässlich der 250. Wiederkehr seines Geburtstages im Jahr 2008 der Vergessenheit zu entreißen!

Es gibt nur wenige Besitzer des Adligen Gutes Hoisbüttels, von denen sich noch heute Spuren finden. Im Gedächtnis der Bevölkerung sind allenfalls zwei Namen präsent. Da ist vor allem die Gräfin Hedwig von Schmettau, zu deren Ehren die Bewohner des Dorfes ein Denkmal auf dem Schüberg errichteten. Dann ist da vielleicht noch Eberhard Willmann, der nach dem Erwerb des Gutes einige Gebäude neu errichten ließ. Der historisch wohl bedeutendste Besitzer des Adligen Gutes Hoisbüttel ist nun zweifellos Friedrich Wilhelm von Schütz, wie der folgende Artikel zeigen soll. Friedrich Wilhelm von Schütz tauchte bisher in der Lokalgeschichte kaum auf: Um wen es sich bei diesem Gutsbesitzer handelt, war den Verfassen der Gemeindechronik Ammersbek nicht bekannt, denn hier wird von Schütz nur beiläufig erwähnt. Das liegt sicher in der unbefriedigenden Quellenlage begründet. So fehlt bis heute leider auch eine Monografie über von Schütz. Lediglich Walter Grab entdeckte von Schütz und seine Bedeutung für die Publizistik in Deutschland zur Zeit der Französischen Revolution wieder in seinem Buch über die demokratischen Strömungen in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Zeit der ersten französischen Republik.

Im Wesentlichen zehren alle weiteren Veröffentlichungen über von Schütz von dieser Arbeit. Im folgenden Artikel wird nun auf der Basis von neu erschlossenen Quellen und der Verbindung von biographischen mit lokalhistorischen Details das Wirken von Friedrich Wilhelm von Schütz während seiner Zeit als Hoisbütteler Gutsherr dargestellt und das Zusammenspiel von adliger Lebenswelt und literarischer Produktion im Geiste der Aufklärung skizziert.

Friedrich Wilhelm von Schütz

Friedrich Wilhelm von Schütz „gehörte während seiner Zeit in Hamburg und Altona [1787 – 1793] zu den agilsten und radikalsten aufklärerischen Schriftstellern.“ Von Schütz war Literat, politischer Schriftsteller und Journalist, Aufklärer, Frei­maurer, Demokrat und trat für radikale Reformen in Deutschland ein. Die Liste seiner Schriften umfasst ca. 40 Titel. Er gab politische und litera­rische Zeitschriften heraus und verfasste Reiseberichte, Biografien, Schauspiele, Gedichte, Lieder, Kinderbücher, Reden für Freimaurer, historische Werke.

Darunter sind die erste Biografie über den Philosophen Moses Mendels­sohn und des dänischen Staatsministers Peter von Bernstorff.

Und er war von 1793 bis 1798 Besitzer des Adligen Gutes Hoisbüttel.

Der am 25.4.1758 in Erdmannsdorf geborene Friedrich Wilhelm von Schütz lässt sich nach Jurastudium (1777 – 1779) und Reisen durch Deutschland, Frankreich, England und der Schweiz 1787 in Altona nieder. Bei der Herausgabe einer Monatsschrift profitiert er von liberalen Presserecht im dänischen Gesamtstaat. Er hat Kontakt zu Illuminaten und wird Mitglied einer Freimaurerloge. Von den Ideen der Französischen Revolution angezogen, macht er sich jakobinische Auffassungen zu eigen und publiziert in Hamburg ab Juli 1792 den erst wöchentlich, dann monatlich erscheinenden „Niedersächsischen Merkur“, das „wichtigste(…) Organ der revolutionären Demokratie im rechtsrheinischen Deutschland im Herbst und Winter 1792/93 …“ Da besonders Preußen auf seine Ausweisung aus Hamburg besteht, wird von Schütz Legationssekretär des französischen Gesandten in Hamburg und untersteht damit der französischen Justiz. Mitte März 1793 erleidet das französische Revolutionsheer eine entscheidende Niederlage und der Zug zur Befreiung Deutschlands wird abgebrochen; von Schütz‘ Hoffnungen auf Deutschlands Befreiung von der Feudalherrschaft sind vorerst gescheitert. Als nun der französische Gesandte Hamburg verlassen muss, ist die Ausweisung von Schütz‘ nur noch eine Frage der Zeit. Einer erstmaligen Aufforderung im März kommt er nicht nach. Anfang April ereilt ihn die Nachricht vom Tode seines Vater. Er reist nach Erdmannsdorf, seinen Heimatort, und entgeht so einer weiteren Aufforderung.

Nach wenigen Monaten verkauft von Schütz seinen Besitz, verläßt seine sächsische Heimat. In der Nähe Hamburgs erwirbt er das Gut Hoisbüttel.

Das Adlige Gut Hoisbüttel um 1795

Hoisbüttel wird 1262 das erste Mal urkundlich erwähnt und hat spätestens seit 1396 zwei Grundherren, deren Eigentum bunt durcheinander liegt.

Eine Dorfhälfte gelangt in Folge des Verkaufes von 1437 an dieStadt Hamburg, kommt 1803 in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses an Holstein zurück, gehört ab 1805 zum Amt Tremsbüttel und wird 1867 die Landgemeinde Hoisbüttel, amtlicher Anteil/Amtsanteil.

In der anderen Dorfhälfte entwickelt sich aus dem möglichen Eigenbesitz des Grundherren das Adlige Gut Hoisbüttel, das sich durch Legen dreier Hufen um 1610 zu seiner bescheidenen Größe erhebt und zum Itzehoer Güterdistrikt zählt. Dieser Dorfteil wird 1867 Gutsbezirk und 1890 die Landgemeinde Hoisbüttel, Gutsanteil. Beide Hoisbüttel gehören bis 1974 zum Kirchspiel Bergstedt.

1926 schließen sich beide Gemeinden zusammen und bilden ab 1978 zusammen mit Bünningstedt die Gemeinde Ammersbek.

1792, zur Zeit des Gutsbesitzers Carl Ludwig von Gustedt (1787 – 1793), werden beide Dorfteile zusammen verkoppelt. Gleichzeitig wird die Gemeine Weide verteilt. Eine Egalisierung der Höfe findet nicht statt, jedoch werden die Dienste neu geregelt. Erst durch diese Maßnahme werden auch die Gutsländereien in Koppel zusammengefasst und liegen nicht mehr mit dem Besitz der Bauern des Gutsanteils und des Hamburger Anteils in Gemengelage.

Das Adlige Gut Hoisbüttel hat eine Fläche von 382 ha, der Gutshof, der Eigenbetrieb des Gutsherren beträgt 208 ha, die Bauernstellen umfassen 145 ha und die Erbpächter besitzen 28 ha.

Zum Gutshof gehören außerdem noch ca. 84 ha im südlich angrenzenden zum Adligen Gute Ahrensburg gehörenden Wulfsdorf und ca. 50 ha in dem nördlich angrenzenden Klein Hansdorf (die Bauernstelle Rothwegen). Diese beiden Besitze wurden vom Gutsbesitzer Johann Hinrich Behn (1775-1787) erworben. Der Eigenbetrieb des Gutsherren mit ca. 330 ha zählt damit zu den kleinen Adligen Gütern im Lande.

Die von den leibeigenen fünf Vollbauern, zwei Halbbauern, drei Kätner und den Insten zu erbringenden Dienste sind im Verhältnis gering und reichen nicht aus, um den Gutshof ohne eigenes Spannvieh und Gerät zu bewirtschaften. Es herrscht vermutlich das gutswirtschaftliche System in schwacher Ausprägung.

Die Geldeinnahmen betragen 128 Reichstaler: Erbpacht 108 Rtr 24 ß, Vollbauern und Kätner 19 Rtr 24 ß. Für einen unbekannten Betrag ist die 1787 errichtete Windmühle vergeben und auch ein Holländer wird Pacht für die Kuhherde zahlen.

Die Vollbauern (B,C,D,E,F) und die Halbbauern (G,H) ernähren sich und ihre Familien von der Landwirtschaft. Die zu bearbeitende Fläche reicht dazu bei den Kätner (I,X,#) nicht aus. Sie müssen sich ihren Lebensunterhalt etwas hinzuverdienen. Von zwei Kätner kennen wir ihr Handwerk: einer ist wie seine Vor- und Nachfahren Stellmacher (I) und der andere ist Schuster (#).

Auch die Erbpächter leben nicht nur von der Landwirtschaft. Da sind die Schmiede (K) und außerhalb des Dorfes Richtung Timmerhorn/Bargteheide liegt an der Hunnau eine kleine Bauernstelle. Beide sind mit der Kruggerechtigkeit ausgestattet. Auch zur Schule (Z) gehört in Erbpacht vergebenes Land.

Seit 1684 gibt es eine Schule – für beide Dorfteile (Z). Der erste Lehrer stammt aus Wilstedt, wo sein Vater Schulmeister ist und zwei seiner Brüder werden ebenfalls Lehrer, in Wilstedt und Bramfeld. Doch damit nicht genug: in Hoisbüttel haben wir den seltenen Fall, dass die ersten vier Schulhalter aus einer Familie stammen (1684 – 1825). Der (dritte) Lehrer Hans Hüttmann folgte 1770 seinem Schwiegervater.

Es gibt einen von beiden Obrigkeiten (der Gutsherr und der Waldherr für den Hamburger Anteil) konzessionierte Krüger (W). Dieser Krug existiert bis ca. 1810. In der Folgezeit bilden sich aus der Schmiedestelle (K) und der Stellmacherei (I) die beiden bis Ende des 20. Jahrhunderts bestehenden Dorfgaststätten. Die Gaststätte in der Hunnau existiert bis bis Mitte des 20. Jahrhundert.

Die weiteren drei Erbpachtstellen entstehen 1787 außerhalb des Dorfes Richtung Bredenbeker Teich/Wulfsdorf. Von zwei Inhabern kennen wir den Beruf: Decker und Zimmermann.

Im Dorf leben ein Schneider und wohl ab 1795 ein Schlachter, jedoch lässt nicht mehr feststellen, ob im Guts- oder Hamburger Anteil.

Wahrscheinlich gibt es wie 1803 im Jahre der Volkszählung einen Siebmacher und Scherenschleifer, wohl auch einige Insten und Tagelöhner und die eine oder andere Person lebt von Almosen.

Im und bei dem Gutshause wohnen der Verwalter des Gutes, Knechte und Mägde, sowie einige Dienstboten des Gutsherren.

Im Gutsanteil des Dorfes leben 140 bis 150 Menschen.

Das Hoisbüttler Umfeld

Nach seiner „Flucht“ im Jahre 1793 hätte von Schütz „in Sachsen bleiben und sich der Politik fernhalten können. (…) Doch er konnte nach eigenen Angaben das „aristrokatische Joch“ in Sachsen nicht länger als ein paar Monate ertragen und verließ nach dem Verkauf der ererbten Güter (…) seine Heimat.“ Er wendet sich wieder nach Hamburg und erwirbt das Adlige Gut Hoisbüttel. „Es ist nicht ausgeschlossen, daß ihm rousseauhafte Vorstellungen vom natürlichen Leben auf dem Lande bewogen, die nächsten Jahre fern der Stadt zu verbringen.“ Aber so fern liegt Hamburg gar nicht. Über Hoisbüttel verläuft die beiderstädtische reitende Post, die täglich die beiden Hansestädte Hamburg und Lübeck miteinander verbindet. So wie der Ahrensburger Gutsherr diese Postlinie für seine Zwecke nutzt, indem er einen Timmerhorner Einwohner 1761 damit beauftragt, die Post für ihn zu besorgen, wird es auch von Schütz machen. Und selbst bei den schlechten immer wieder zu Klagen Anlass gebenden Straßenverhältnissen damals – es gibt auch einige gepflasterte Abschnitte – sind die 20 km bis Hamburg mit Pferd oder Kutsche am Tage hin und zurück wohl zu bewältigen.

Friedrich Wilhelm von Schütz wohnt auch wie seine Vorgänger in Hoisbüttel.

findet sich eine Darstellung des Hauses. Die älteste Abbildung des Hoisbüttler Herrenhaus von 1850 zeigt ein anderes Gebäude.Das Herrenhaus befindet sich wie die späteren Bauten an der heutigen Ohlstedter Straße. Auf der Karte von 1777 Im Herbst 1793 zieht er also mit seiner Frau Sophia Friederica, geb. Bolle verw. Bechthold und zwei Söhnen ein. Außer der Familie werden sicher noch Mägde und Dienstboten mit im Hause wohnen. Durch seinen Werdegang bedingt, Jura-Studium, freier Autor, benötigt Friedrich Wilhelm von Schütz vermutlich einen Verwalter oder Vogt für das Gut.

Ausschnitt aus der Karte von 1777

1794 wird der dritte Sohn Carl Heinrich in Hoisbüttel geboren. Der älteste Sohn Friedrich Adolf war 1781 in Leipzig geboren worden. Von Schützens Stiefsohn Friedrich Bechthold (1769-1828) lebt seit 1790 als Buchhändler in Altona.

Mit wem verkehrt so ein Stormarner Gutsherr Ende des 18. Jahrhunderts? Sicher ist, dass die Paten seines Sohnes nicht aus Stormarn stammen.

Sitzt Friedrich Wilhelm von Schütz sonntags in dem dem Hoisbüttler Gutsherren gehörenden Kirchenstuhl der Bergstedter Kirche und lauscht den Predigten des Pastor Albert Schröder (1793 – 1804)? Trifft er dort die Gutsbesitzer von Tangstedt, Wulksfelde und Wellingsbüttel sowie den Hamburger Waldherren?

Besucht er gelegentlich den Gutsherren Friedrich Joseph Schimmelmann im Ahrensburger Schloss oder gar Paschen von Cossel auf Jersbek, der wie von Schütz Freimaurer ist? Ein Stormarner Gut, selbst wenn es am Königsweg, der Straße zwischen Hamburg und Lübeck liegt, bietet einem geistig regen Mittdreißigjährigen wenig bis keine geistigen Anregungen!

von Schütz als „Gerichtsherr“

Im Landesarchiv Schleswig-Holstein Abteilung 127.4 Gut Hoisbüttel befinden sich keine Unterlagen aus der Zeit Friedrich Wilhelm von Schütz‘. Jedoch gibt es aus den Jahren 1793 bis 1798 im Hamburger Staatsarchiv Aufzeichnungen des Waldherren, dem Mitglied des Senates, das für die Verwaltung der Walddörfer zuständig ist. Die Verkopplung 1792 hat den gewünschten Erfolg, es gibt kaum noch Streitigkeiten zwischen mit dem Gutsherren und dem Hamburger Waldherren. Die Aufzeichnungen verraten jedoch etwas über die Einstellung von Schützens seinen Untergebenen gegenüber.

Ersteres ist schon gerichtlich entschieden, das andere unterbindet von Schütz nach der Vorsprache des Waldherren.Berichtet wird von Auseinandersetzungen zwischen Bauern beider Obrigkeiten, die auf Ungenauigkeiten der Verkopplung zurückzuführen sind: ein Streit um die Größe eines Feldes und zweimal werden Wegerechte durch Gutsbauern bestritten. Ein Hamburger Inste wird beim Waldherren wegen Holzdiebstahls angezeigt. Es stellt sich heraus, dass er auf dem Schüberg (Eigentum des Gutsherren) 39 junge Bäume herausgerissen hat. Zur Strafe verurteilt ihn der Waldherr zu drei Tage Pranger am Hause des Bauernvogts (L). Auf Einspruch von Schütz‘ ist der Waldherr jedoch nach langem Zögern und Gegenreden bereit, die Strafe auf einen Tag zu reduzieren.

Vererbpachtung 1796

1796 entschließt sich Friedrich Wilhelm von Schütz „ … die schlechtern als die zu weit entfernten Ländereien zu vererbpachten.“ Mit Datum zum 11.11.1796 verkauft er sechs zwischen 8 ha und 30 ha große Erbpachtstellen. Sie umfassen zusammen ca. 100 ha. Da 1795/97 in Wulfsdorf weitere 52 ha veräußert werden, wird das Gutsareal somit auf 180 ha fast halbiert. Diese Größe hat das Gut bis ins 20. Jahrhundert hinein.

Über den Verkaufserlös gibt es keinerlei Nachrichten. Die als Abschrift von 1810 vorliegen Erbpachtsbriefe der Hoisbüttler Stellen sagen nichts darüber aus, nennen jedoch den Erbpachtzins, der wie üblich am Maitag (1. Mai) und Martini (11. November) je zur Hälfte zu zahlen ist. Das gleiche gilt für den Erbpächter in Wulfsdorf. Der Erbpachtzins beträgt in Hoisbüttel 4 Mark pro Scheffel und in Wulfsdorf 4 Mark pro Tonne. Das ist der gleiche Faktor, der 1784 bei der Parzellierung Wulfsdorfs festgelegt wird. In Wulfsdorf ist der Verkaufserlös gering, es werden nur 8 Schillinge pro Tonne erzielt. Legt man dieses Preis auch für die Verkäufe 1795-97 zu Grunde, so erhält der Hoisbüttler Gutsbesitzer lediglich 40 Reichtstaler!

Ein Vorteil dieser Maßnahme liegt für den Gutsbesitzer in der garantierten laufenden Einnahme durch den Erbpachtzins von ca. 237 Rthlr jährlich. Da ja die durch den Gutshof und die dienstpflichtigen Bauern zu bewirtschaftende Fläche sich fast halbiert, wird der Gutsherr auch hier Personal, Gerät und Vieh sparen können.

Die Frondienste werden erst 1808 durch den Gutsbesitzer Johann Ernst Leisching (1806-1809) in eine zweimal jährlich zu leistende Geldzahlung, den Canon umgewandelt. Bis 1809 sind auch alle Gutsländereien in Wulfsdorf verkauft.

Ob eine Versteigerung der Stellen stattfindet ist nicht bekannt. Die Herkunft der neuen Erbpächter spricht eher dagegen, sie kommen aus Hoisbüttel oder der unmittelbaren Nachbarschaft: Großhansdorf, Wohldorf, Bergstedt, Volksdorf und Scheelenhorst/Gut Ahrensburg. Dafür reicht auch eine übliche Ankündigung von der Kanzel durch den Bergstedter Pastor in.

Spuren dieser im Jahre 1797 getroffenen Entscheidung, sechs Erbpachtstellen auf den Gutsländereien auszuweisen und zu verkaufen, sind noch heute die im Gebiet der Ausbaue Rothwegen/Lehmkuhle/Laberg existierenden Knicks, die die Erstbesitzer für ihre Koppeln geschaffenen haben.

Literarische Tätigkeiten während der Hoisbüttler Jahre

Während seiner Hoisbüttler Zeit verfolgt Friedrich Wilhelm von Schütz das politische Geschehen in Deutschland, insbesondere die Vorgänge in Hamburg und Altona. Er hat insbesondere Verbindungen nach Altona und Kontakt zu den
führenden Demokraten dort, die sich um die „Verlagsgesellschaft von Altona“, „in den letzten fünf Jahren der 18. Jahrhunderts das Zentrum demokratischer Literatur im rechts-rheinischen Deutschland“ sammeln und deren Teilhaber sein Stiefsohn Friedrich Bechthold ist. Nach drei Jahren ist er wieder schriftstellerisch tätig. Ab Mitte 1796 ist er Redakteur der in diesem Verlag erscheinenden politischen Zeitschrift „Die Schildwache“ und veröffentlicht u.a. 1797 ein „Neues Archiv der Schwärmerei“, eine Freimaurerzeitschrift. Mit seiner „Lebensgeschichte des Dänischen Staatsministers, Andrea Petrus, Grafen von Bernstorff, ein Beytrag, um den Charakter dieses großen Mannes zu schildern“, erscheint 1798 die erste Biografie dieses auch für Schleswig-Holstein bedeutenden dänischen Staatsmannes.

Verkauf des Gutes und weiteres Leben

Eine Möglichkeit der politischen Betätigung unter den gewandelten Verhältnissen sieht Friedrich Wilhelm von Schütz auch am Theater. Er engagiert sich am 1796 gegründeten Nationaltheater in Altona, in dem er Schauspiele verfasst, sich zeitweilig an der Leitung des Theaters beteiligt (1801) und auch als Schauspieler auftritt.

Der neue Wirkmittelpunkt Altona ist vermutlich auch der Grund für den Kauf eines Besitzes in Othmarschen im Jahre 1797. Das Hoisbüttler Adlige Gut wird dann spätestens zum 1. Mai 1798 verkauft sein.

Alle Hoffnungen auf einen politischen Wandel in Deutschland muss von Schütz 1799 aufgeben. Zunächst erschwert die Aufhebung der Pressefreiheit im dänischen Gesamtstaat seine Möglichkeiten sich politisch zu äußern. Und dann
beendet Napoleon Bonaparte durch seinen Staatsstreich die Revolution und damit die französischen Republik.

Von Schütz lebt dann 1805 – 1809 wieder in Hamburg und gibt hier wiederum eine politische Zeitschrift heraus.

1813 erfolgt nochmals ein Wechsel nach Altona. Die literarische Tätigkeit beschränkt sich auf Freimaurerschriften und nach dem Tode seiner Frau (1819) und dem Umzug nach Zerbst zu seinem ältesten Sohn erscheinen von ihm unpolitische Schriften und Bücher für Jugendliche.

Am 9. März 1834 stirbt Friedrich Wilhelm von Schütz 76jährig in Zerbst.

Schluss

Im Leben des Friedrich Wilhelm von Schütz bilden seine fünf Jahre als Hoisbüttler Gutsherr eine Zwischenphase. Als er im Jahre 1793 nach Hoisbüttel zieht, ist er 35 Jahre alt, der literarische und politisch bedeutsame Zenit seines Lebens gerade überschritten. Als er das Hoisbüttler Gut im Jahre 1798 verläßt, lebt er noch weitere 35 Jahre, die in publizistischer Bedeutungslosigkeit verebben.

Seine politischen Vorstellungen, für die er unermüdlich „mit der Feder“ stritt, ließen sich für ihn leider nicht verwirklichen. Von Schütz behält Verbindungen zu den einflussreichen politischen Kreisen in Altona und Hamburg. Noch scheint es möglich, dass sich die politischen Umstände doch noch in seinem Sinne ändern. Spätestens 1797 ist jedoch klar, dass die französischen kriegerischen Unternehmungen nicht mehr die Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in die anderen europäischen Staaten tragen und deren Völker befreien sollen, sondern den wirtschaftlichen Interessen der jungen französischen Republik dienen.

Nach wenigen Jahren mit einer umfangreichen literarischen Produktion in denen Friedrich Wilhelm von Schütz zur Spitze der demokratischen Schriftsteller in Deutschland zählt, zieht er sich einige Zeit auf ein holsteinisches Gut zurück um nach einer dreijährigen Schaffenspause wieder politisch aktiv zu werden. Nach den fünf Hoisbüttler Jahren erscheinen noch politische Schriften von ihm, die vormalige Bedeutung erlangt er nicht zurück. Die Produktion unpolitischer Schriften wird mit der Zeit immer größer und verebbt gleichsam in Kinder- und Jugendbücher.

Vor diesem Hintergrund ist Walter Grab etwas überspitztes Urteil über Friedrich Wilhelm von Schütz und seine politisch-literarischen Mitstreiter zu bewerten:

„Das Ende der französischen Republik … bedeutete, daß die deutschen Demokraten ihre Hoffnungen auf die Errichtung eines republikanischen deutschen Staatswesens aufgeben mußten. Da sie resignierend verstummten und ihre politischen Auffassungen niemals in die Praxis umsetzen konnten, hinterließen sie weder in geistesgeschichtlicher noch in politischer Hinsicht tiefe Spuren im Leben der Nation.“ Zumindest für Hoisbüttel ist Friedrich Wilhelm von Schütz jetzt jedoch wiederentdeckt.