Die Geschichte meiner Straße

Die Geschichte(n) (m)einer Straße

Jahresarbeit von Nele Tim
2005

Vorwort

Mein Thema ist: „Die Geschichte(n) (m)einer Straße“.
Ich hatte erst überlegt, etwas über Hoisbüttel allgemein zu machen. Aber dies war dann doch ein zu großer Bereich. Außerdem hätte ich wohl nicht so viel über Hoisbüttel herausgefunden, wie jetzt mit meinem eingeschränkten Thema, denn nun konnte ich mehr auf Einzelheiten eingehen und mehr in die Tiefe gehen. Sonst wäre es wahrscheinlich recht
oberflächlich geworden. So hab ich mich also auf den Alten Schulweg reduziert, um so mehr Details und Feinheiten erarbeiten zu können, als es bei ganz Hoisbüttel möglich gewesen wäre.
Ich wusste über diese Straße so gut wie nichts. Ich wollte herausfinden, wie es war, hier früher zu leben, wie es war hier, zur Schule zu gehen und wie das Miteinander hier damals war.
Das in meiner Straße mal eine Schule existierte, wusste ich zwar, aber dass es hier mal drei Geschäfte gab, war mir völlig neu.
Ich wollte mehr herausfinden über die Straße und somit auch über das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin und aus dem die Familie meines Vaters stammt.
Mein Ziel war es aber nicht nur über die Häuser mehr zu wissen, sondern mich auch mit den Bewohnern zu befassen. Wie ist es für die Menschen hier zu wohnen? Fühlen sie sich wohl? Fühlen sie sich hier zuhause?
Diese und weitere Fragen habe ich mit Befragungen mit einem Teil der Anwohner versucht zu beantworten.
Es ist so also eine Arbeit geworden, die nicht in Geschichtsbüchern zu finden ist. Es war viel mehr mein Ziel, durch andere Menschen und ihre Biographien den Bezug zur Zeitgeschichte herzustellen was allerdings ein deutlich höherer Anspruch ist.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!

Der Alte Schulweg
In der Straße, über die ich berichten will, wohne ich. Sie liegt in dem Ortsteil Hoisbüttel der Gemeinde Ammersbek. Ammersbek entstand 1978 durch den Zusammenschluss der beiden Dörfer Bünningstedt und Hoisbüttel. Der älteste Nachweis über Hoisbüttel stammt aus dem Jahr 1262. 1962 findet daher eine mehrtägige Feier zum 700sten Jubiläum
statt.
Den heutigen Alten Schulweg gibt es schon immer als Weg zu den Feldern und als Verbindung nach Bünningstedt.
Erstmals auf einer Karte verzeichnet ist er 1777. Das Ackerland links des Weges heißt damals auf die Kries Blöcke (danach hat die Straße des Neubaugebietes Krüterblöcken ihren Namen) und das auf der rechten Seite Große Stücken.
1870 wird das Dorf vermessen und aus den dazu gehörenden Unterlagen ergibt sich, dass die Häuser Nr. 1 und Nr. 2 zu der Zeit schon existierten. Der Rest der Straße war vollkommen unbebaut.
Der erste Name, den die Straße bekommt ist Bünningstedter Redder. Bünningstedt, weil sie nach Bünningstedt führt und Redder, weil es ein Weg ist, der auf beiden Seiten einen Knick hat.
Dieser Name ist kein offizieller Name, denn Straßennamen werden erst Mitte der 50er Jahre eingeführt.
Den Namen Schulstraße hat die Straße von der Hoisbüttler Volksschule, die sich am Ende dieser Straße im Haus Nr. 13 von 1900 bis 1965 befindet. Seit den 50gern heißt sie nun Schulstraße und mit dem Wegzug der Schule wird sie in Alter Schulweg umbenannt.
Die Straße ist lange Zeit ein Sandweg. Wann sie zum ersten Mal asphaltiert wird, habe ich leider nicht herausfinden können. Straßenbeleuchtung gibt es jedenfalls seit 1959. Wahrscheinlich wird zu dieser Zeit auch der Weg das erste Mal asphaltiert. Heute haben wir mittlerweile die dritte Teerdecke. Vom Sandweg sind nur noch die Fußwege und der Übergang zum Hohlweg am Ende der Straße vorhanden.
Jedes Jahr bei kräftigen Sommergewittern kommen von der Mühlenkoppel Wassermassen durch die Straße gerauscht. So entsteht ein gewisses Hochwasser und man kann dann herrlich im Rinnstein mit nackten Füßen spielen, zumal meistens das Siel verstopft ist. Im Jahre 1997 war dies besonders schlimm und es wurde Abhilfe geschaffen. Leider gibt es seitdem das „Hochwasser“ kaum mehr.
Die Bebauung der Straße beginnt mit dem Bau der Schule 1899. Nach und nach werden die Häuser auf der linken Seite gebaut. Die rechte Seite bleibt vorerst Koppel. Sie gehört Familie Krogmann.
Heute befinden sich in dieser Straße 22 Häuser, 8 auf der linken und 14 auf der rechten Seite.
An der Einmündung des Alten Schulweges in die (Hoisbüttler) Dorfstraße steht aber kein Haus. Diese Straßenkreuzung wird von einem Spielplatz beherrscht, dem Spielplatz Florian.
Diese freie Fläche hat die Form eines Dreiecks und ist eine der so genannten Dreiecke, auf dem die Dorfjugend schon immer gespielt hat. Begrenzt wird der Platz heute wie damals von zwei Straßen und einer Reihe von nun noch fünf Linden. Die gehören eigentlich zum Haus Nr. 1. Bei allen alten Häusern im Dorf befindet sich so eine Lindenreihe. Die Bäume wurden beim Bau des jeweiligen Hauses gepflanzt. Diese Linden sind somit fast 200 Jahre alt. In der Mitte des Platzes steht auch heute noch eine Kastanie. Außer zum Spielen diente der Platz z.B. zum Lagern von Buschholz für die Bewohner von Nr. 1. Da haben dann die Kinder immer drin getobt, bis der Buschhacker, die Maschine zum Zerkleinern des Holzes, kam und alles zu Feuerholz machte. Herr Kramp, der in Nr.1 wohnte, sah dies allerdings gar nicht gerne und schimpfte mit den Kindern. Das tat er auch, wenn dort Fußball gespielt wurde. Nach dem Krieg stand dort eine Wellblechbaracke, in der ehemalige Soldaten eine Autoreparatur hatten.
1971 werden von der Freiwilligen Feuerwehr an der Kastanie ein Hochstand errichtet und Spielgeräte aufgebaut. Es gibt zwei Schaukeln, eine Wippe, eine Pumpe, eine Drehscheibe, eine Rutsche und ein dreieckiges Haus, auf dem man klettern kann, und natürlich eine Sandkiste. Und der Spielplatz erhält den Namen Florian (Schutzpatron der Feuerwehr), was ein Schild über dem Hochsitz verkündet. Heute sind Hochstand und Rutsche leider weg. Auch das Haus, in dem sich vor ca. 12 Jahren immer die Jugendlichen, die in der alten Schule wohnten, trafen und rauchten (ich hab es aus meinem Fenster beobachtet, wenn ich nicht schlafen konnte), ist nicht mehr da.
Der Spielplatz hat also durch den Verlust der Rutsche ein wenig an Reiz verloren. Doch im Sommer sind dort nachmittags noch viele Kinder anzutreffen. Sonst ist er allerdings oft leer. Dies liegt vielleicht auch daran, dass es dort, wo nun kleine Kinder leben, in der Straße Krüterblöcken, auch einen kleinen Spielplatz gibt. Überall dort, wo neue Häuser gebaut werden, in denen Familien mit kleinen Kindern wohnen, wird der Spielplatz mitgebaut.
Blickt man nun auf die gegenüberliegende Straßenseite sieht man das Haus Nr. 2: Diese Haus ist schon recht alt. Es ist vor 1870 erbaut worden. Das erst sehr kleine Haus hat 1903 einen Anbau bekommen. Dort wohnte Familie Wohlert, die dann auch anfing, den Laden zu betreiben. Anschließend, 1949, übernahm Hilda Kwitschau mit ihrem Mann Walter den Laden. Nachdem der Laden geschlossen war, kümmerte sich Herr Kwitschau mit viel Liebe um seinem Garten.

Noch heute blühen viele seiner Blumen bei uns im Garten. Auch Kartoffeln haben mein Bruder und ich mit Herrn Kwitschau draußen über dem Feuer unter der Tanne gegessen. Oft stand Herr Kwitschau an seinem Zaunpfosten gelehnt und rauchte eine Zigarette. Wie schön, wenn dann jemand vorbeikam, mit dem er klönen konnte. Noch heute ist das Haus im Familienbesitz, allerdings wird es zurzeit vermietet und vielleicht auch bald verkauft.

Nebenan bleiben oft Spaziergänger stehen und bewundern den geflochtenen Weidenzaun und die bunte Gartenpforte. Dahinter befindet sich das zweite Haus auf der rechten Seite. Die erste Bauzeichnung ist vom 11.11.1936. Dieses Haus war schon immer im Besitz von Adolf Krogmann. Er ließ es als Wohnhaus für die seine Landarbeiter bauen. Seit 1981 leben meine Eltern hier und mein Bruder Ole und ich seit unserer Geburt. Damals wurde das Haus renoviert. Vorher gab es hier noch ein Plumpsklo, einen Kohleherd in der Küche und einen Schweinestall im Haus. 2002 kauften meine Eltern das Häuschen und bauten an und um.
Gegenüber liegt die Nr.1. Dies Haus ist das älteste in dieser Straße und existierte vermutlich 1830 schon. Von dem ehemals kleinen Strohdachhaus sieht man heute nichts mehr, da das Haus mehrfach vergrößert und umgebaut worden ist. Bis 1882 war es die Altenteilskate der Bauernstelle der Familie Timmermann. Hier wohnte also der alte Bauer mit seiner Frau, nach dem sein Sohn die Bauernstelle, den Bauernhof übernommen hatte. Zu diesem Bauernhof gehörte die gesamte Koppel auf der linken Straßenseite. 1882 kauft es die Familie Michelsen. Schon drei Jahre später gehört es Otto Wichmann, dem Besitzer der „Alsterboote“. Vermutlich handelt es sich dabei um die Alsterdampfer, die noch heute auf der Außenalster schippern. Herr Wichmann stand auch gelegentlich am Zaun und beschenkte die von der Schule nach Hause gehenden Kinder mit Pfennigen.
1930 kauft der Gutsbesitzer Thor das Haus. Nun leben dort die Arbeiter vom Gut. 1955 kauft es Fridolin Nüssli. Die Arbeiter müssen raus und bekommen stattdessen eine andere Wohnung. Heute wohnen hier die Enkel von Fridolin Nüssli, die Familie Wussow: Meine Tante und mein Onkel, einer meiner Vettern mit seiner Frau. Ab und an kommen sie herüber und besuchen uns mit ihren kleinen Söhnen Bjarne und Bendix.
Schaut man sich um, erblickt man hinter einem kleinen älteren Haus ein sehr großes neues. Das kleine ist die Nr.6. Es wird Anfang der 50er von David Giese gebaut. Seitdem ist es im Besitz der Familie. Heute wohnt dort sein Sohn David Giese mit Frau Hohmann. Der Vater Giese kommt aus Dithmarschen. Der Sohn David Giese ist 1939 geboren. Er geht hier zur Schule und macht dann seine Bäckerlehre in Hamburg. 1957 zieht er nach Berlin und kommt 1998 zurück. Der Vater starb 1986 und der Sohn wählte das Haus als Alterssitz. Dahinter liegt die Nr.6a. 2001 baut Familie Jungclausen dieses Haus auf das rückwärtige Grundstück von David Giese.
Drüben auf der anderen Straßenseite kommt man am Haus Nr.3 vorbei. Wann dieses Haus genau gebaut wird, habe ich leider nicht herausfinden können. Es muss aber zwischen 1900 und 1905 gewesen sein, da die Familie Feddern, die dieses Haus zuerst besaß, in einem Verzeichnis von 1905 auftaucht. Seit 1930 ist es im Familienbesitz der Wittens. 1950 wird vorne zur Straße hin angebaut. Von 1947 bis 1975 befindet sich dort der Kurzwarenladen der Familie. Heute wohnen Waltraut und Karl-Heinz Gauger in dem Haus. Waltraut ist die Tochter von Emil Witten und wohnt seit ihrer Geburt, 1941, in dem Haus. Karl-Heinz Gauger ist 1945 aus Pommern nach Hoisbüttel geflohen. Er lebt erst in der alten Schmiede in der Dorfstraße. Seit der Hochzeit mit Waltraut Witten im Jahr 1965 wohnt auch er in dem Haus Nr.3. Bei einem starken Sturm wurde einmal der gesamte Giebel des Hauses abgehoben.
Geht man nun ein kleines Stück weiter, fällt einem sofort der doch recht eigenwillig gestaltete Garten des nächsten Hauses auf. Dort ist ein Teich, umrandet mit weißen Steinen, und daneben sieht man Flamingos blinken.
Das Haus zu dem Garten ist die Nr.5. Es wird 1900 von Ferdinand Haecks gebaut. Ferdinand Haecks war der Bruder des Bauern Ernst Haecks. Ferdinand Haecks war Zigarrenfabrikant und auch Musiker. Er spielte Geige und Trompete und leitete zeitweilig den Gesangsverein, die Liedertafel Germania. Seine Frau Helene Haecks drehte Zigarren, um zusammen mit ihrem Mann die siebenköpfige Familie zu ernähren. Einer ihrer Söhne, Willi, wird Musiker. Ein anderer, Hugo, der Vater der heute dort lebenden Inge Liedtke, wird Maschinenschlosser. Erwin Haecks soll das Zigarrenmacherhandwerk erlernen, wandert aber nach Amerika aus.
Walter Haecks wird Wollspinner in Bergstedt. Eine Tochter verstirbt an Diphtherie. Inge Liedtke wohnt dort viele Jahre mit ihrem Ehemann Kurt Liedtke. Als Rentner ist Kurt Liedtke Zeitungsausträger und betreibt eine Zeitungsverteilungsstelle des Hamburger Abendblatt. Nachts kommt ein Laster und weckt die ganze Straße mit dem Lärm. Kurt Liedtke verstirbt 2001. Lange Jahre liefen seine Hühner auf dem Rasen des Grundstücks Nr. 6, also bei uns nebenan.
Wendet man seinen Blick nun wieder auf die rechte Seite, blickt man auf Nr.10, das Doppelgrundstück der Familie Zornbach. Das vordere Haus ist in den 50ern von Fritz Zornbach gebaut worden. Er baute das Haus aus alten Steinen einer Kapelle des Ohlsdorfer Friedhofs, die er mühselig abklopfte. Diese Steine sind heute noch im Keller des Hauses zu sehen. Fritz Zornbach lebte dort mit seiner Frau und mit seiner Mutter. Er betrieb von 1960 bis 1982 einen Obst- und Gemüseladen. Nun befindet sich dort das Büro des Landschaftsbauunternehmens seines Sohnes Achim Zornbach und eine Mietwohnung. Die Familie Zornbach lebt in einem Neubau auf dem Grundstück.
Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man das meiner Meinung nach schönste Haus dieser Straße, die Nr.7. Dieses Haus wurde 1900 von Ferdinand Bremer erbaut. 1903 zog der Brotkutscher Hannes Bruhns ein. Er fuhr früh morgens das Brot der Hoisbüttler Mühle zu den verschiedenen Geschäften im weiteren Umkreis. „Oma“ Bruhns, seine  Frau, trug die Brötchen im Dorf aus und konnte Gürtelrose besprechen. Nach dem Krieg wohnte dort Frau Schulz. Sie betrieb dort kurzzeitig ein Fischgeschäft. Herr Schulz trug das Stormarner Tageblatt aus und sammelte für den Sparklub Fleißige Biene. Die Mitglieder des Sparklubs zahlten wöchentlich einen ihnen genehmen Beitrag.  Ende November erhielt jedes Mitglied sein so angesparte Geld ausgezahlt. Von den Zinsen wurde im Februar/März der berühmte Sparklubball durchgeführt. Heute wohnt da Ute Bremer. Und im Garten ist nun ein weiteres Haus gebaut worden, in das die Schwester Katrin einziehen wird.
Gleich danach passiert man auf der selben Seite Haus Nr.9. Das Haus ist 1904 von dem Maurermeister Karl Peter erbaut worden. „Opa“ Peter hatte einen Birnbaum im Garten und wenn die Schulkinder sich auf dem Weg welche pflückten, wurde er böse. (Es erinnert mich ein bisschen an Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.) „Oma“ Peter mochte es nicht, wenn in ihrer Hecke gespielt wurde. Seit 1988 steht dort nun ein Mehrfamilienhaus mit 8 Partien.
Schlendert man weiter, sieht man auf der rechten Seite Haus Nr.12. Das Haus ist in den 50ern gebaut worden und ist seitdem im Familienbesitz von Bagdan. Herr und Frau Bagdan waren Flüchtlinge und sind in den letzten Jahren hochbetagt verstorben. Nun wohnt der älteste Sohn mit seiner Familie hier und ein zweites Haus für die Kinder ist auch schon gebaut.
Gleich darauf kommt man zum Haus Nr.14. Es ist Mitte der 50er gebaut worden und ist seitdem im Familienbesitz von Bendig. Auch dies ist eine Flüchtlingsfamilie.
Nun passiert man zwei relativ neue Häuser. Das Haus Nr.16 ist 1986 gebaut worden, vorher war dort der Garten von Bendigs. Erst wohnte das Ehepaar Peterson dort. Vor 7 Jahren wurde das vordere Grundstück an die Familie Sander verkauft. Das Haus 16a ist 1997 gebaut worden. Seitdem wohnt dort Familie Bachmann. Das Grundstück sollte eigentlich als Ganzes verkauft werden, doch so rentierte es sich mehr.
Diese Häuser in der zweiten Reihe, auf den Pfeifengrundstücken, stehen für mich viel zu dicht am Vorderhaus. Die Familien können sich gegenseitig auf den Teller kucken. Da der Alte Schulweg von West nach Ost verläuft nehmen diese neuen Gebäude besonders den Häusern auf der rechten Straßenseite, mit den geraden Hausnummern, die Südsonne. Und vom Garten bleibt auch nicht viel! Die Verdichtung der Bebauung verändern den Charakter der Straße.
Auf der anderen Seite folgt das Haus Nr. 11. Es ist 1907 von H. Wohlert gebaut worden. Anschließend gehört es Fick, Ahrens und Duckwitz, bis es 1927 in den Besitz der Familie Schween kommt, in dem es heute noch ist. Herr Schween war Maurer und seine Frau Olga machte in der Schule sauber. Heute wohnt dort der Urenkel. Schweens hatten früher Schafe im Garten.
Folgender Vorfall hängt vielleicht mit der Schafhaltung zusammen. Vor ca.15 Jahren schlich sich einmal ein Fuchs am helllichten Tage durch die Straße. Die Polizei wurde alarmiert und er wurde erschossen. Es wurde festgestellt, dass er Tollwut hatte. Zum großen Glück hatte er die spielenden Kinder noch nicht entdeckt.
Wendet man sich zur anderen Seite um, sieht man Haus Nr.18. Das Haus ist 1953 von Herr Eichhorn gebaut worden. Herr Eichhorn war Bäcker bei Hans Burmester auf der Hoisbüttler Mühle. Anfang der 80er kaufen Krügers das Haus. Herr Krüger war Ingenieur. Als seine Ehe zu Bruch ging, verkaufte er 1988 an Peter und Bettina Bonn. Sie leben noch heute in dem Haus mit ihren Kindern Bastian und Fenja. Mit beiden habe ich als Kind oft gespielt.
Daneben ist Haus Nr. 20. Es ist 1982/3 von Herrn Werner Schuckhardt, einem Maurer, gebaut worden. Seitdem wohnt er mit seiner Frau, drei Kindern und der Schwiegermutter hier.
Geht man ein paar Schritte weiter, steht man vor dem letzten Haus auf dieser Seite, Nr.22. Früher wohnte in dem Haus Frau Nolte mit ihrem Freund Herrn Lietz. Sie war Handarbeitslehrerin an der Hoisbüttler Schule.
Seit 1992 leben dort Andrea und Udo Lüsch mit ihrem Sohn Konstantin.
Das wohl wichtigste und namensgebende Gebäude dieser Straße, die Nr.13, liegt gegenüber. Dies ist die alte Schule. Sie ist 1899 gebaut worden. Bis 1965 diente sie als Schule und Lehrerwohnung. Heute sind dort mehrere Wohnungen. Die Eingangstür der Schule benutzte Herr Hopp, ein Gemeindearbeiter, nach Schließung der Schule als Garagentür.
Heute ist die Tür nicht mehr vorhanden.
Die Hoisbüttler Schule in den 50er Jahren und heute.
Vor 1900 diente dieser Weg lediglich den Bauern und ihren Knechten und Mägden, um mit Pferd und Wagen oder zu Fuß auf die Koppeln zur Feldarbeit zu gelangen. Einmal am Tag kam der Briefträger hier auf seinem Weg von Wohldorf über Bünningstedt nach Ahrensburg vorbei.
Mit dem Bau der Schule und der Bebauung zunächst auf der linken Seite bekam die Straße eine wichtige Funktion für das Dorf. Nun war der Weg noch wichtiger, denn nur über diesen Weg konnte man zur Schule gelangen. Sie lag am Dorfrand.
Fast täglich gingen die Schulkinder durch die Straße zur Schule und wieder zurück. Und auch am Nachmittag, denn viele Jahre gab es Schichtunterricht.
Von der Schule aus starteten die Umzüge des jährlichen Vogelschießens (Kinderfest). Jedes Mal mit einer Blaskapelle vorweg. Es ging durch möglichst alle Straßen des kleinen Dorfes zur Festwiese. Auch der Laternenumzug begann an der Schule. Vor den Häusern standen dann immer die älteren Leute, die  nicht mehr mitgingen, und winkten. Zwar lief der Laternenumzug in meiner Kindheit auch noch durch die Straße, aber das ist auch schon lange nicht mehr der Fall.
Seitdem die Schule sich im Ortsteil Lottbek befindet, ist der Alte Schulweg eine reine Wohnstraße. Durch die Bebauung in zweiter Reihe wohnen mehr Menschen hier. Die früher großen Gärten dienen nicht mehr der Ernährung der Hausbewohner, sondern sind meist nur noch Rasen mit ein paar Blumenrabatten und Sträuchern statt Obstbäumen.
Durch den Wegzug der Schule ist es hier auch ruhiger geworden.Die Häuser auf der linken Seite zwischen Haus Nr. 1 und dem Schulgebäude entstanden zwischen 1900 und 1905. Nr. 5, Nr. 9 (der Vorgänger des jetzigen Hauses) und Nr. 11 sind im gleichen repräsentativen Stil dieser Zeit erbaut. Das Häuschen des Brotkutschers, Hannes Bruhns Nr. 7, ist entsprechend seiner sozialen Stellung kleiner und bescheidener ausgefallen. Die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite entstanden nach und nach über einen größeren Zeitraum. Sie machen nicht durch besondere Bauelemente, wie z. B. Verzierungen über den Fenstern oder Holzverzierungen am Giebel auf sich aufmerksam.
Geschäfte
Früher, d. h. noch vor 50 Jahren, gab es viele Geschäfte im Dorf: vier Lebensmittelläden, 2 Bäcker, einen Milchladen, einen Obst- und Gemüseladen, ein Papiergeschäft mit Leihbücherei und Spielwaren, ein Hausrats- und Fahrradgeschäft, einen Zigarren- und Tabakwarenladen, eine Gärtnerei, einen Schlachter, eine Schmiede, eine Tankstelle. Und in zwei Geschäften konnte man seine Konservendosen verschließen lassen.
Von all dem gibt es nichts mehr.
Diese vielen Geschäfte hatten teilweise ein sich überschneidendes Angebot. Der Preis differierte, wenn überhaupt, nur sehr wenig. Bei der Auswahl des Lebensmittelgeschäftes entschied man sich für den Laden, der eine besondere Ware führte oder bei dem man anschreiben lassen konnte, um am Ende der Woche oder des Monats zu bezahlen. Vor allen
Dingen spielte die Person hinter der Ladentheke die Hauptrolle. Denn hinter der Ladentheke stand in der Regel eine Frau. „Konnte man mit ihr oder nicht“, das war das ausschlaggebende Kriterium.
Wie allgemein in der Bundesrepublik begann das „Sterben der Tante-Emma-Läden“ auch in Hoisbüttel Ende der 60er Jahre. Bedingt durch den langsam einsetzenden Wohlstand ersetzte das Auto das Fahrrad. Die Einwohner wurden mobiler und wollten möglichst billig und am besten alles in einem Laden einkaufen. So verlagerte sich der Einkauf allmählich zu Geschäften mit breiterem Angebot und zum Supermarkt. Mit den größeren Geschäften konnten die Tante-Emma-Läden im Dorfe schon wegen ihres kleinen Verkaufsraumes nicht konkurrieren. So blieben immer mehr Kunden fort. Spätestens, wenn ein Nachfolger das Geschäft übernehmen sollte, wurde er geschlossen.
Ging man früher fast täglich zum Einkaufen, so sollte nun der gesamte Wocheneinkauf möglichst auf einmal und in einem Geschäft erledigt werden. Früher ging man auch zum Einkaufen, um die Eine oder Andere zu treffen, um etwas Neues zu erfahren und die Erlebnisse der letzten ein bis zwei Tage zum Besten zu geben. Das spielt heute bei der
Entscheidung, wo gehe ich wann zum Einkauf, überhaupt keine Rolle mehr.Diese allgemeine Entwicklung zeigt sich auch an den Geschäften, die sich im Alten Schulweg befanden. Über deren Geschichte werde ich im diesem Kapitel einiges berichten.
Es gab hier einmal drei Geschäfte:

  • der Lebensmittelladen von Hilda und Walter Kwitschau in Nr.2
  • das Kurzwarengeschäft von Emil Witten und seiner Frau in Nr. 3
  • der Gartenbaubetrieb von Zornbachs mit einem  Obst- und Gemüseladen in Nr. 8.

Anfang des 20 Jahrhunderts eröffnen Luise und Hermann Wohlert in Haus Nr.2 einen kleinen Lebensmittelladen. Damals wird die Dorfstraße ausgebaut. Es wird dazu eine Feldbahn durch den Schulweg gelegt, um Kies aus dem oberen Teil der Straße (dem heutigen Hohlweg) in die Dorfstraße zu transportieren. Für die Straßenbauarbeiter betreibt Frau
Wohlert einen kleinen Handel mit Lebensmitteln. Es ist zunächst noch ein sehr kleiner Laden, der von Hermann und Luise Wohlert im Flur des Hauses betrieben wird. Es passen wohl nur höchstens drei Kunden gleichzeitig hinein. Hermann arbeitet als Tischler und Luise steht im Laden. 1946 übernimmt deren Nichte Hilda Kwitschau mit ihrem Mann
Walter das Lebensmittelgeschäft und vergrößert es kurze Zeit später.

Der Lieferant ist Herr Pfeiffer, der später gemeinsam mit Kwitschaus zu Spar wechselt. Die Ware wird immer erst abends um 19°° Uhr geliefert und muss dann noch eingeräumt werden, zum Leid von Thea Barton, der Nichte der Kwitschaus. Sie wird 1956 von Walter um Hilfe gebeten, ein Jahr lang auszuhelfen. Thea, die gerade ihre Bäckereifachverkäuferinnen-Lehre abgeschlossen hat, kam also aus Blankenese nach Hoisbüttel und hilft nun im Laden. Sie bekommt 45 Mark im Monat. (Ihrer Aussage nach, ist das nicht gerade üppig.)  Sie  ärgert sich, auch noch nach Feierabend die Waren einräumen zu müssen. Thea Barton bleibt länger als ein Jahr. Ihre Hilfe wird gebraucht, und sie arbeitet schnell.

Der Spar-Laden läuft die ganze Zeit sehr gut. Das ganze Dorf kommt zum Einkaufen und Schnacken. Es gibt eine große  Käsetheke und Reis, Zucker und Mehl in großen Jutesäcken. Außerdem gibt es Bonsche für die Kinder.
Nach der Schule kommen viele von ihnen vorbei und kaufen welche. Fehlt es mal an etwas, helfen die Läden sich gegenseitig. Es ist wirklich ein sehr erfolgreicher Laden, doch auch dieses Geschäft sollte irgendwann schließen. Spar drängt darauf, den Laden nochmals zu vergrößern und zum Selbstbedienungsgeschäft umzugestalten. Spar will keine Tante-Emma-Läden mehr. Hier solle ein richtiger Supermarkt entstehen. Doch das ist den Kwitschaus zu viel. Sie fühlen sich, auch angesichts ihres Alters, der neuen Herausforderung nicht gewachsen. Ohne die Lieferungen von Spar hätte zu viel neu geregelt werden müssen. 1973 ist es soweit: Das Ende des mehr als 70 Jahre erfolgreichen Ladens im Alten Schulweg Nr. 2 ist gekommen. Hilda und Walter Kwitschau schließen ihren Laden. Walter Kwitschau stirbt 1999, seine Frau Hilda 2001.Der aus Bünningstedt stammende Emil Witten, ein Schneider, kauft 1930 das Haus Nr.3. Im 1. Stock richtet sich Emil Witten seine Werkstatt ein. Da 1947 Höxbroe ihr Textilgeschäft in der Dorfstraße schließen und einen Papier- und Schreibwarenladen mit Spielzeugabteilung und Leihbücherei eröffnen, ergreifen Wittens die Gelegenheit und eröffnen einen Kurzwarenladen im damaligen Wohnzimmer. Frau Witten steht im Geschäft und Herr Witten arbeitet in der Schneiderwerkstatt. Das Geschäft ist anfangs sehr klein. Über der Tonbank (Ladentisch der Kaufleute) befinden sich einige Schubladen und darunter einige Fächer.
1950 wird durch einen Anbau zur Straße hin der zu klein gewordene Laden vergrößert. Nun kommt noch eine Reinigungsannahme hinzu. Walter Kwitschau tischlert die Ladeneinrichtung. Dies zeigt auch, wie wenig die Ladenbesitzer konkurrieren. Es ist selbstverständlich einander zu helfen. In dem Laden werden Textilien verkauft. Frau Molder zum Beispiel kauft dort die gesamte Kinderwäsche für ihre Söhne.
Herr Witten arbeitet nebenbei noch als Versicherungsagent. Dies tat er auch schon vor dem Umzug in das Haus Nr.3, als die Familie noch in der Schule wohnte.
Im Krieg nimmt die Familie drei französische Kriegsgefangene auf. Sie arbeiten als Schneiderlehrlinge und dürfen, obwohl es verboten ist, auch mit der Familie Witten am Tisch essen. Herr Witten versucht diesen Menschen so viel wie möglich zu helfen. Noch heute hat Waltraut Gauger, Emil Wittens Tochter, Kontakt zu einem von ihnen.
Wahrscheinlich weil Emil Witten nicht in die NSDAP ist, muss der Laden während des Krieges eine Zeitlang geschlossen bleiben.
Doch nach dem Krieg wird der Laden weiter geführt. Nun werden auch Gesellen eingestellt.
1950 wird in den Kurzwarenladen eingebrochen. Die gestohlenen Sachen finden sich auf St. Pauli wieder. 1956 übernimmt Frau Gaugers Bruder Heinz den Laden. 1975, als sich das Geschäft nicht mehr rentiert, zieht der Bruder samt des Sortiments des Ladens nach Schmalenbeck.
Heute leben in Haus Nr.3 Waltraut Gauger und ihr Mann Karl-Heinz Gauger.Der dritte Laden wird am 1.1.1957 von Fritz Zornbach eröffnet. Frau Zornbach verkauft auf 9m2 Blumen. Herr Zornbach bietet Gartenarbeiten, wie Umgraben, Bäume beschneiden und Veredeln und Neuanpflanzungen an. 1960-65 wird der Laden umgebaut und auf 20m2  vergrößert. Jetzt werden Obst, Gemüse (zum Teil aus eigenem Anbau) und Blumen verkauft. Fritz Zornbach beschäftigt in seinem Gartenbaubetrieb die Dorfjungen, die sich z.B. beim Umgraben manch eine müde Mark verdienen. Zweimal die Woche geht es zum Großmarkt, dann muss Fritz Zornbach um 4 Uhr aufstehen. Anfangs werden die Waren per Schubkarre und U-Bahn befördert. Doch bald kann man sich ein Auto leisten. Dieser VW-Bus ist das erste Auto in der Straße. Es erleichtert die Fahrt zum Großmarkt sehr.
Schon als Kind hilft Achim Zornbach, Fritz Zornbachs Sohn, immer im Laden. Dieser Laden bestimmt seine ganze Kindheit und Jugend. In der Badewanne lagern die Blumen, die nicht mehr in den Laden passen und auch der Esstisch ist stets mit Kränzen und Gestecken aus dem Laden belagert. Nach der Schule ist es für ihn selbstverständlich, seinem Vater zu helfen. Entweder arbeitet er im Laden oder er trägt Waren zu den Rentnern aus.
Unter dem Betonfußboden des Verkaufsraumes befinden sich Findlinge. So ist der Boden immer sehr kalt. Dies ist zwar sehr gut für das Obst und Gemüse, welches so immer kühl lagert, doch für Frau Zornbach muss es eine Qual gewesen sein, den ganzen Tag auf dem sehr kalten Boden zu stehen.
Die Einrichtung des Ladens ist wild zusammengewürfelt. Die Theke besteht anfangs nur aus einem alten Schreibtisch. Nichts wird neu gekauft, alles wird irgendwie zusammengebastelt.
Auch dieser Laden ist eine Anlaufstelle für die Kinder des Dorfes. Hauptsächlich für die Schulkinder. Sie kommen nach der Schule in den Laden, kaufen Süßigkeiten und Puffmais. Im hinteren Teil des Ladens gibt es ein Regal mit Haribo Süßigkeiten.
Für die Erwachsenen ist dieser Laden ein Treffpunkt. Frau Zornbach weiß immer das Neuste aus dem Dorf, es wird also viel getratscht und manche kommen nur nebenbei zum Einkaufen. Dies ist besonders bei den alten Leuten zu beobachten. Viele von ihnen kommen wohl, weil sie zu Hause so alleine sind und keinen zum Reden haben. Sie wollen einfach nur in Gesellschaft sein und sich unterhalten können. Aus Höflichkeit kaufen sie einen Apfel oder so.
Dies zeigt, wie anders damals das Wohnen in dieser Straße war. Alle kannten sich. Heute lebt hier jeder für sich, sehr isoliert.
Doch auch dieser Laden sollte nicht ewig bestehen. 1980 stirbt Fritz Zornbach. Der Laden läuft schon vorher nicht mehr gut, doch er gehört zur Familie und ist das Lebenswerk von Fritz Zornbach. Deshalb bringt er es nicht fertig ihn zu schließen. 1983 schließt Achim Zornbach den Laden und gründet ein Landschaftsbauunternehmen. Dieses Unternehmen betreibt er heute noch.

Schule

Die wichtige Funktion einer Schule für ein Dorf ist nicht das Thema meiner Arbeit. Durch die Befragungen habe ich ein gewisses Verständnis für die Bedeutung der Schule für das Dorfleben bekommen. Und so ist natürlich auch die Schule als besondere Einrichtung wichtig für die Straße. Deshalb werde ich versuchen, besondere Ereignisse von, mit und über die Schule von 1900 bis 1965 anhand der Schulchronik und der Aussagen meiner Gesprächspartner wiederzugeben.

Bereits im November 1884 verhandelte der Herr Schulrat Dr. Schneider als Regierungskommissar mit dem hiesigen Schulkollegium, um die Anstellung eines 2. Lehrers zu erwirken. Die Verhandlung hatte indes nicht den erwünschten Erfolg, da von der Anstellung eines 2. Lehrers abgesehen wurde und die Halbtagsschule eingerichtet wurde. Inzwischen war aber die Schülerzahl eine andauernd hohe, 90, 100, ja, über hundert hinaus. Die Arbeit dieser Schule war daher eine überaus schwierige. Dazu war das Schulhaus seit vielen Jahren in einem durchaus baufälligen Zustand und hatte eine sehr niedrige, daher ungünstige Lage.
Nach einem abgegebenen Gutachten des Kgl. Kreisbauinspektors Weiß aus Altona war das alte Schulhaus nicht erweiterungs- und nicht reparaturfähig. Aus diesen verschiedenen oben angegebenen Gründen forderte die Kgl. Regierung in Schleswig und dieselbe durch das Kgl. Schulvisitatorium II, Wandsbek-Bergstedt, seit Jahren! von der Gemeinde Hoisbüttel den Bau eines neuen Schulhauses. Die Gemeinde zeigte sich aber anfangs gar nicht, schließlich nur zum Teil bereit, der Forderung nachzukommen, insofern der Amtsteil der Gemeinde sich wiederholt weigerte, zu den Kosten des neu zu erbauenden Schulhauses beizutragen, während der Gutsteil sich diesen Verpflichtungen nicht entziehen zu können glaubte.
Der amtliche Anteil der Gemeinde glaubte auf Grund eines alten Aktenstückes vom Jahre 1803 datierend von sämtlichen Schullasten befreit zu sein. Die Kgl. Regierung hingegen erachtete diese Befreiung als nicht zu Recht bestehend, und forderte daher auch von dem amtlichen Anteil in gleicher Weise wie der adlige zum Bau des neuen Schulhauses beizusteuern. Dieser Anteil weigerte sich hartnäckig. Die gütlich geführten Verhandlungen der Behörde mit der Gemeinde blieben ohne Erfolg. Fast umsonst waren die unendlich vielen Sitzungen, die der Kgl. Kreis- und Ortschulinspektor Herr Pastor Peters in Bergstedt mit dem Schulkollegium abhielt. In unentwegter Treue und Geduld!
Da endlich! Im Winter 1899 riss der Behörde der Geduldsfaden mit der Gemeinde. Die letztere erhielt  vom Schulvisitatorium den Antrag, innerhalb einer gegebenen Frist einen Bauplatz für den Bau eines neuen Schulhauses zu kaufen. Die Gemeinde kam dem Antrag nicht nach. Da erschien am 3. Mai desselben Jahres das Kgl. Schulvisitatorium und kaufte ohne Befragung des Schulkollegiums einen ihm passend erscheinenden Platz von dem Halbhufner Ad. Timmermann für 2400 M. Diese Behörde übertrug nun auf dem Submissionswege dem Zimmermeister Heecks in Bargteheide den Bau des neuen 2klassigen Schulhauses. So erstand nun zur großen Freude des hiesigen Lehrers ein stattliches neues Haus mit 2 geräumigen Familienwohnungen und ebenso solchen Klassenzimmern. Der Bau wurde mit dem zur Neige gehenden Jahre  und dem Rüste gehenden Jahrhundert vollendet.
Und Dank gegen den Schirmherrn im Himmel erfüllte das Lehrerherz!

 Schulchronik Hoisbüttel im März 1900
(Lehrer Vietheer)

Dieser Auszug aus der Schulchronik dokumentiert den langen Kampf der Schulaufsicht um den Bau einer neuen Schule.
Am 5. Januar 1900 ist es dann endlich soweit. Der Umzug in die neue Schule im Alten Schulweg Nr. 13 findet statt. Der Ortsschulinspektor, Pastor Peter aus Bergstedt, hält die Einweihungsrede. Viele Leute aus der Gemeinde sind anwesend und auch der Kgl. Landrat, Herr von Bonin, ist erschienen. Er spricht seine volle Befriedigung über das neue Schulhaus aus.
Nach der Einweihung wird vom Lehrer, Joachim Vietheer, die erste Unterrichtsstunde abgehalten. Mit dem neuen Schulhaus wird auch eine zweite Lehrerstelle eingerichtet, da die Anzahl der Lehrer von der Anzahl der Schüler abhängig ist und hier nun mehr Kinder unterrichtet werden können. Der neue Lehrer ist August Jessen.
Es gibt also zwei Klassenräume und eine Lehrerwohnung. Die Toilette befindet sich in einem Extragebäude. Das Plumpsklo hat 4 oder 5 Löcher nebeneinander und „es stinkt bestialisch“. Darunter ist eine große tiefe Grube.
Der Schulweg ist für einige Kinder bis zu 3 km lang. Bei der Schule gibt es jedoch keine Möglichkeit sein Rad abzustellen. Die meisten Kinder kommen daher zu Fuß zur Schule.
24So werden also in zwei Klassen mit zwei Lehrern neun Jahrgänge unterrichtet. Anfangs hat die Schule ca. 80 Schüler. In den Klassen sitzen die Jungen und Mädchen getrennt. Die Mädchen rechts und die Jungen links. Die beiden Räume sind 10-12 Meter lang. Als zeitweise nur ein Raum genutzt wird, steht die erste Bank direkt am Pult, da sonst nicht genug Platz wäre.
Es ist kein Problem für die Schüler mit anderen Jahrgängen zusammen unterrichtet zu werden, denn es klappt sehr gut mit mehreren Jahrgängen in einer Klasse. Die Großen passen auf die Kleinen auf und während ein einen eine Arbeit schreibt, haben die anderen zum Beispiel Sport und sind draußen, sodass die anderen nicht gestört werden.
Der Sportunterricht sieht folgendermaßen aus: Alle zwei Wochen findet eine Turnstunde statt – hauptsächlich auf der Straße. Es werden Schlagball und Völkerball gespielt und an Reck und Barren auf dem Schulhof geturnt. Die Läufe finden auf der Straße statt, wie zum Beispiel 100-Meter- oder Staffellauf.  Der Weitwurf fand auf der Mühlenkoppel statt und auf dem Schulhof befand sich eine Sprunggrube.
Der Unterricht findet im Sommer von 7-12 Uhr und im Winter von 8-13 Uhr statt. Die Kinder im ersten Schuljahr allerdings haben keine 4. und 5. Stunde.
Mindestens einmal im Jahr wird ein Ausflug gemacht, zum Beispiel in den Tierpark von Hagenbeck, nach Cuxhaven, in den Botanischer Garten, nach Lübeck oder an die Ostsee.
Einmal im Jahr kommt der Schulrat zur „Visitation“ vorbei. Ebenso werden jährlich der Geburtstag des Kaisers und der Sedanstag gefeiert. (Am 2. September 1870 fand die entscheidende Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 statt.)
In den Pausen wird mit Murmeln (Klutscher) gespielt, Kibbelkabbel, mit dem Ball auf der Mühlenkoppel oder im Graben bei der großen Eiche vor der Schule. Oder man klettert auf das Turngerüst, das auf dem Schulhof steht. Die jüngeren Schulkindern benutzen die Sprunggrube als Sandkiste.Der Erste Weltkrieg zeigt schon bald Auswirkungen. 1914 wird Lehrer Claaßen einberufen und so muss Lehrer Gerken alle Schüler unterrichten. Es werden beide Klassen zusammengelegt und der andere Klassenraum bleibt ungenutzt.
Weitere Folgen sind zum Beispiel der häufige Unterrichtsausfall wegen Siegesfeiern oder der Feiern für die Heldentoten. Im Februar 1915 sind schon 50 Hoisbüttler im Krieg, das sind mehr als 10 % der Einwohner. Wohl um die älteren Schulkinder auf den Krieg vorzubereiten, werden im selben Jahr zwei neue Bilder angeschafft. Eines von Kaiser Wilhelm II. im Felde, „Deutschlands Führer in großer Zeit“, und eines von Hindenburg, dem Sieger von Tannenberg und neuem General-Feldmarschall. Sie dienen als „Wandschmuck“ in der Klasse.
Ein Beispiel dafür, dass es oft Gründe gibt, die Kinder nicht zur Schule zu schicken, ist, dass 1916 zeitweise die halbe Schülerschaft fehlt, weil die Kinder von Pfingsten bis zum Herbst in der Landwirtschaft mithelfen müssen. Die Bildung wird, wenn es ums Ernten geht, zurückgestellt.
Auch der 2. Lehrer wird in diesem Jahr eingezogen und Lehrer Rieper aus Ahrensburg übernimmt die Vertretung.
1917 kommt der Lehrer von der Front zurück und es wird wieder in zwei Klassen unterrichtet. Doch der Krieg bestimmt weiterhin den Schultag, denn die Schulkinder helfen den Soldaten an der Front: Sie sammeln 14¾ Zentner Laubheu. Dies wurde gemahlen, zu Kuchen gepresst und diente so als Futter für die Frontpferde .
Doch der Unterricht fällt auch wegen amüsanter Dinge aus. Am 19. Januar 1918 kann kein Unterricht stattfinden, da die Kinder wegen der Wassermassen, die sich in Folge plötzlichen Eintretens von Tauwasser auf den Straßen angesammelt haben, nicht zur Schule kommen können. Für mich völlig unvorstellbar. Genauso kurios und unvorstellbar wie die Tatsache, dass im Winter 1919/20 105 Schultage ausfallen, da nicht geheizt werden kann, „wegen Feuerungsmangels“. In jeder Klasse gibt es einen großen Ofen. Normalerweise macht die im Nachbarhaus wohnende Frau Schween morgens das Feuer an.
Auch die Inflation hat Auswirkungen auf die Schule. Im Jahre 1922 ist es aus finanziellen Gründen nicht möglich auch nur einen Ausflug zu machen, sehr zur Enttäuschung der Kinder. Auch geht zu dieser Zeit die Schülerzahl rapide zurück: 1923 sind es nur noch 56, 1927 sind es sogar nur noch 39. Liegt das am Krieg?
Daraufhin werden die Klassen wieder zusammengelegt und nur in einer wird weiter unterrichtet. Die niedrigen Schülerzahlen überraschen, wenn man den akuten Wohnungsmangel in Hoisbüttel dazu stellt. Durch ihn kommt es, dass das zweite Klassenzimmer zur Wohnung für eine Familie wird.
Da es in den letzten Jahren mit der Holzlieferung nicht so wirklich geklappt hat, bekommt die Schule jetzt Geld statt Holz.
1930 zeigt sich die steigende Arbeitslosigkeit auch sehr deutlich in Hoisbüttel, es gibt nun schon 27, ein Jahr später 45 Arbeitslose im Dorf (ca. 8%).
Ein sehr wichtiges Ereignis in diesem Jahr ist nach meiner Meinung die Eröffnung des „Bredsche“ (Bredenbeker Teich) als Strandbad. Denn wie ich gehen viele Hoisbüttel im Frühjahr und Sommer wenn irgend möglich zum Bredsche zum Baden.
Da der Weg zur Kirche in Bergstedt mit 4 km recht weit ist und so die Teilnahme der Hoisbüttler am Gottesdienst gering ist, predigt der pensionierte Pastor Friedrich Marris (mein Urgroßvater) ab und an in der Schule.
In den 30er Jahren sind die Lehrer Bracker, Eilers und Seeler an der Schule. Lehrer Bracker ist ein recht strenger Lehrer, der sich durchsetzen konnte. Bei einem Ausflug mit ihm knöpfen einige Schüler diesem, als dieser gerade entspannt im Gras döst, seine Chemisette (gestärkte Hemdbrust) ab. „Bracker wurde richtig sauer und es gibt tierischen Ärger“, erinnert sich Matthias Bremer, ein ehemaliger Schüler. Wenn man seine Hausaufgaben nicht hat, will Lehrer Eilers dies vor dem Unterricht erfahren. Wenn man das nicht tut und er es heraus bekommt, „gib es was mit dem Stock“, berichtet Gerhard Wolfrat. Eilers Sohn fällt im Polenfeldzug. Als dies seine Frau erfährt, hört man einen Schrei aus der Lehrerwohnung. Eilers geht sofort kucken was los ist und kommt dann mit Tränen in den Augen in den Unterricht zurück und schickt die Kinder nach Hause. Lehrer Seeler hat eine Augenprothese. Bei ihm wird man wegen Redens im Unterricht geschlagen.Als Hitler an die Macht kommt, ist das sofort im Schulalltag spürbar. „4.März 1934, der Tag der Erwachenden Nation, wird von der ganzen Gemeinde mit Beteiligung sämtlicher Vereine am Kriegerdenkmal gefeiert. Der Lehrer hält eine Ansprache. Danach hört man gemeinsam Hitlers Rede im Radio. Am Schüberg brennt man ein Feuer ab.“
Dieser Eintrag in der Schulchronik hat mich zum einen überrascht und zum anderen erschüttert. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Dorfbewohner willig mitmachen.
Die neuen Schulfeiertage sind von nun an: 20. April – Hitlers Geburtstag – und die 1.Maifeier, dann geht es jedes Mal mit dem Blockwagen nach Bergstedt.
Um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen wird als Arbeitsbeschaffungsprogramm die Straße nach Ohlstedt ausgebessert. Die nationalsozialistische Partei hat es geschafft, es gibt in Hoisbüttel keine Arbeitslosen mehr. Es werden BDM und HJ in Hoisbüttel gegründet. An sich gibt es wenig nationalsozialistische Organisationen. Die HJ wird von Bracker geführt, der BDM von Frau Winzer. Elisabeth Marris, Tochter von Friedrich Marris, in meiner Familie Tante Lieschen genannt, leitet die Kindergruppe. Und jedes Jahr findet zu Weihnachten Julklapp zwischen BDM und HJ statt. Der Gemeindevorsteher muss sein Amt niederlegen, weil er nicht in der NSDAP ist. Es wird ein Führerbild für die Schule angeschafft.
Doch in dieser Zeit gibt es auch weitere freudige Nachrichten: Die Klassenräume werden gestrichen und es werden im Garten der Lehrerwohnungen 6 Pfähle für eine Wäscheleine gesetzt. Im gleichen Jahr feiert die Feuerwehr ihr 40-jähriges Bestehen mit einem großen Festumzug durch die Straße.
1937 wird das 50. Jubiläum des Mühlenbesitzers Burmester gefeiert.

Kurios finde ich diesen Anlass für einen Unterrichtsausfall: „Am 3. März fiel der Unterricht aus, da die Lehrer zur Schweinezählung als ehrenamtliche Zähler herangezogen wurden“.  Doch Hitlers Macht und Politik haben weiterhin Auswirkungen auf den Unterricht. So wird zum Beispiel im Jahre 1937 der Lehrunterricht zum Luftschutz eingerichtet. Darin sieht man, dass die Nazis lange voraus den Krieg planten.
Nicht nur Hitlers Politik beeinflusst das Schulleben: So bricht im Januar 1939 die Maul- und Klauenseuche in Hoisbüttel aus. Alle öffentlichen Veranstaltungen müssen abgesagt werden. Im Mai kommt es dann wieder zu einem Ausbruch. Jeglicher Fußgänger- und Wagenverkehr wird verboten. Der Feldweg nach Buckhorn wird sogar gesperrt. Und auch das
sonst jährlich stattfindende Kinderfest, der Höhepunkt des Schuljahres, muss, zur Trauer der Kinder, ausfallen.
Am 1. September beginnt der II. Weltkrieg. In der Schulchronik befindet sich der Eintrag von Lehrer Eilers: „Am 1. Sept. begann der grausige Krieg der Unvernunft! Polen wurde in nur 18 Tagen besiegt. Der Sohn des I. Lehrers stud. theol. Helmuth Eilers gab sein junges hoffnungsfreudiges Leben am 10. September in den Kämpfen an der (?). Gottes guter, gnädiger Wille geschehe, auch wenn wir Menschen ihn nicht begreifen können. Er, der liebe Sohn, war ein Christ.“ Diese Äußerung hätte den Lehrer an anderer Stelle sicher in große Schwierigkeiten gebracht. Aber außer ihm, den ersten Lehrer, liest wohl keiner die Schulchronik.
Nun werden Lebensmittelkarten eingeführt, ein neues Führerbild (in Farbe) wird angeschafft. 1941 müssen 10 Kinder die Schule verlassen, weil sie sich freiwillig zur Waffe melden. Wegen Kohlenmangels lässt sich die Schule nicht beheizen und es kann keine Entlassungsfeier stattfinden.Die Beschaffung von Lehrmaterial wird immer schwieriger. Es ist nicht mehr möglich Schiefertafeln zu beschaffen. Die Kinder müssen auf Rechnungen, Kalendern, Notizbüchern und Packpapier schreiben. Auch gibt es viel zu wenig Kreide. Der Vorschlag ist, dass die Lehrer in den Ferien in Kreide- und Schiefertafelfabriken arbeiten, statt sich fortzubilden,
um so das Problem in den Griff zu bekommen.
Weitere Kinder werden eingezogen und auch ein Lehrer muss in den Krieg. Als nun eine Familie in dem einen Klassenzimmer wohnt, leben in der Wohnung auch Hühner, Kaninchen und ein Ferkel. In den Pausen warten die Schüler vor der Tür, in der Hoffnung sie würde aufgehen und man könne einen Blick hineinwerfen. In der Wohnung türmt sich alles. Das Mädchen aus der Familie, Mathilde, wird von allen gemieden, weil sie angeblich Flöhe hat.
Da der Luftschutzgraben sehr mangelhaft ist, beantragt der Bürgermeister die Anlegung eines Luftschutzraumes unter dem Schulgarten, denn sonst sind die Kinder bei Luftangriffen nicht ausreichend geschützt. Am 25.7.1943 ist es dann auch schon soweit: Der erste große Luftangriff auf Hamburg. Er findet nachts von ½ 1- ½ 3 Uhr statt „Himmel über
Hamburg, von Wandsbek bis Altona, rot von Feuer“.
Auch tagsüber kommt es nun immer häufiger zu feindlichen Luftangriffen. Einmal springt am Schüberg ein junger Kanadier ab und beschenkt die Hoisbüttler mit seiner Notration Zigaretten und Schokolade. Er wird pflichtgemäß nach Ahrensburg gebracht.
Immer mehr Hamburger flüchten mit Fahrrädern Richtung Bargteheide. Schon in jedem Haus in Hoisbüttel befinden sich Flüchtlinge. Viele flüchten in den Wohldorfer Wald, in Gräben am Schüberg oder zum Bredsche.Am 30.7. ist der dritte große Luftangriff auf Hamburg. Von nun an gibt es keine Zeitung mehr. Doch die Flüchtlinge bringen Nachrichten, allerdings leider nur falsche, wie zum Beispiel: Italien hat Waffenstillstand erbeten, 7000 japanische Flugzeuge über England usw. Da durch die Angriffe auch viele Schulen in Hamburg zerstört werden, kommen nun auch viele Kinder nach Hoisbüttel, sodass die frühere Lehrerwohnung auch noch als Klassenzimmer genutzt wird.
Die Zustände werden immer schlimmer. Im Jahre 1944 gibt es kein Brennholz mehr, so müssen die Kinder los und Reisig sammeln in einer Holzung am Bredsche. So kann in diesem Winter fast durchgehend unterrichtet werden.Im Frühjahr 1945 gibt es zu viele Flüchtlinge, die ehemalige Lehrerwohnung muss als Notunterkunft für Familien dienen. So kann in den letzten Monaten kein Unterricht stattfinden.
Im Juni 1945 übernehmen die planmäßigen Lehrkräfte wieder ihre Stellen. Das Schulamt ist jetzt in Oldesloe. Wann der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden wird, ist unklar. Jeder Lehrer muss erstmal einen Fragebogen ausfüllen: „Die Militärregierung prüft die Verwendbarkeit der Erzieher.“
Die Entnazifizierung beginnt. Es heißt warten. Das Schulhaus ist wie alle Häuser im Dorf von Flüchtlingen belegt. In der unteren Dienstwohnung befindet sich die Gemeindeverwaltung. Im Schulhaus wohnt eine Landarbeiterfamilie, eine Flüchtlingsfamilie aus Polen und eine aus Litauen. Das Schulmobiliar wird einfach auf den Schulhof gestellt und ist somit Wind und Wetter ausgesetzt.
Am 6.8.1945 muss zum ersten Mal dem Schulamt eine Bestandsaufnahme eingereicht werden. Die geschätzte Schülerzahl bei einer Wiedereröffnung beträgt 157 Schüler/Innen. Die Zahl erweist sich bei einem Anfang September vorgenommenen Schülerappell als nahezu richtig:

Einheimische Kinder    84
Flüchtlingskinder          55
Hamburger Kinder         9
Gesamt                          148

Die Essensknappheit wird immer stärker. Es werden Äpfel aus dem Lehrergarten geklaut. Seine Kaninchen bringt Herr Meinßen vorsichtshalber in Sicherheit. Die Lebensmittelkartenausgabe wird zum Freudentag. Der Schwarzhandel blüht. Holz ist äußerst knapp. Die Lehrer müssen Holz für die Schule im Duvenstedter Brook sammeln. Dies ist die letzte Rettung vorm Erfrieren.
Am 18.Dezember 1945 wird der Unterricht durch die Lehrerinnen Ingrid Benecken und Elisabeth Marris endlich wieder aufgenommen. Es sind nun 235 Schüler, aber es gibt nur ein beheizbares Klassenzimmer, sodass Schichtunterricht eingeführt werden muss. Erst ab Ostern 1946 können wieder zwei Räume genutzt werden. Nun wird in 4 Gruppen unterrichtet.
1. Schuljahr, 2.+3. Schuljahr, 4.+5. Schuljahr und 6.-9. Schuljahr.
Kurze Zeit später führt die Militärregierung die Kinderspeisung ein. Die unterernährten Kinder haben dies bitter nötig. Die Küche wird in der unteren Dienstwohnung eingerichtet. Die Essensausgabe beginnt am 23.7.1946. Auch in den Ferien erhalten die Kinder Essen in der Schule.
Im Jahre 1947 wird die dritte Lehrerstelle wieder besetzt. Dies ist eine große Hilfe, um den Schichtunterricht zu bewerkstelligen.
Doch nun macht auch noch der Zustand des Schulhauses Sorgen. Er wird immer schlechter. Dach, Fenster, Türen und der Zaun werden immer schadhafter. Die Treppe zu der oberen Dienstwohnung steht bei Regen unter Wasser. Der Handwerker hat kein Material, um die Schäden zu beheben.
Da der Raum für so viele Schüler nicht ausreicht, entwickelt der Hoisbüttler Architekt Willy Klukas einen Umlaufplan. Die Gemeinde will den dritten Klassenraum aus drei Zimmern der unteren Dienstwohnung machen. Diese drei Räume sollen zu einem großen Klassenraum vereinigt werden. Baufreigabe und Materialzuweisung erfolgen am 21.7.1947. Nun muss nur noch die Wohnung von der Gemeindeverwaltung geräumt werden, dann kann es losgehen.
Doch die Gemeindeverwaltung hält die Räume weiterhin besetzt. Und der dritte Klassenraum bleibt vorerst ungeklärt.
Dies hat auch zur Folge, dass keine neue Lehrkraft eingestellt werden kann, als Frl. Benecken nach Stapelfeld versetzt wird, da man dem neuen Lehrer keine Wohnung zur Verfügung stellen kann. Und dies wiederum führt dazu, dass viele Eltern ihre Kinder auf Hamburger Schulen umschulen lassen, weil dort mehr Lehrkräfte zur Verfügung stehen.
Am 1. Juni 1948 zieht die Gemeindeverwaltung endlich aus, doch zwei Tage später quartieren der Bürgermeister und der Gemeindevorsteher eine Schneiderfamilie in die Wohnung. Angeblich nur für 24 Stunden. Doch die Familie bleibt. Daraufhin droht das Schulamt mit Schließung der Schule. Nach zwei Wochen räumt die Familie endlich die Wohnung und am 24. Juni beginnt Maurer Werner Peter mit der Arbeit.
Am 3. Juni gleichen Jahres bekommt die Schule ein 161kg schweres Paket von einer deutschen Schule aus Kapstadt, gefüllt mit Wäsche, Strümpfen, Schreibheften und sonstigen Dingen, die es hier zu der Zeit nur auf dem Schwarzmarkt gab. Dies haben meine Verwandten in Südafrika organisiert.
Am 10. September findet dann zum ersten Mal seit 1933 wieder die Wahl des Klassenelternvertreters statt. Es wird die vierte Planstelle gefordert. Daraufhin wird der Lehrer Georg Sasse eingestellt. In diesem Jahr findet auch zum ersten Mal nach dem Krieg wieder das Kinderfest statt. Es geht wieder bergauf für die Schule. Alles beginnt sich langsam wieder zu normalisieren. Auch die Materialbeschaffung wird leichter. Der Währungsreform sei Dank.
Es sind nun so viele Schüler an der Schule wie noch nie: 261. Durch die Ausgebombten und die Flüchtlinge ist die Einwohnerzahl auf über 1500 angestiegen. Da ist es auch bitter nötig, dass endlich der dritte Klassenraum fertig ist. Es wird auch noch ein 5. Lehrer eingestellt. Horst Hannemann, ein Flüchtling aus Danzig, wird der neue Lehrer.
Im Februar 1950 wird die Schulspeisung wieder eingestellt, da es nur noch 34 Kinder betrifft und es sich somit finanziell nicht mehr lohnt.
Nun wird auch noch die 6. Lehrstelle besetzt. Dies hat zu Folge, dass endlich alle Kinder wieder vollen Unterricht haben. Allerdings immer noch auch nachmittags.
Die Schule ist weiterhin in keinem guten Zustand. Das Dach wird durch Willi Druve repariert. Und auch die Schornsteinköpfe werden erneuert. Nun gibt es seit 42 Jahren endlich wieder ein dichtes Dach.
Trotz dieser Reparaturen wird im August 1951 zum ersten Mal ein Schulneubau in Erwägung gezogen. Diese Diskussion entsteht durch den Bebauungsplanentwurf des Sozialministeriums. Im Zusammenhang mit einer neu zu erstellenden Siedlung im Ortsteil Lottbek solle eine neue Schule eingerichtet werden.
Ende der 50er Jahre wird die Schule mit einigen modernen Dingen ausgestattet. Es gibt von nun an Zentralheizung, ein Lehrertelefon, ein Tonbandgerät und ein Stummfilmgerät. Dieses Stummfilmgerät musste vorher mit der Schule in Bünningstedt geteilt werden. So mussten jedes Mal zwei Jungs mit einem Fahrradanhänger losziehen und das Gerät holen.So langsam wird der Schulbau in Lottbek konkreter. Es sollen 13 Klassenräume entstehen und eine Turnhalle.
Der ehemalige Lehrer Georg Sasse wird Bürgermeister. Dies wird noch bei dem Bau der neuen Schule eine große Hilfe sein.
Der Landrat, Schulrat, Oberbaurat und der Bürgermeister besichtigen die Schule und alle sind sich sofort einig: Es muss ein Neubau her!
Im nächsten Jahr beginnt der Schulneubau. Dies ist nur so „schnell“ möglich geworden durch die Unterstützung von Georg Sasse. Der ehemalige Lehrer verließ die Schule, weil er mit dem Schichtunterricht nicht länger klar kam. Er wusste über die unzulänglichen Umstände, die dort herrschten, und machte so den Behörden Dampf.
Die Grundsteinlegung ist am 17. Sep. 1963. Richtfest am 12. Dez. 1963.
Am 4. Januar 1965 ist der letzte Schultag in der alten Schule. Die ersten beiden Stunden finden statt und um 11°° Uhr beginnt der Umzug.

Bürgermeister Sasse und Architekt Vogel heißen die Kinder in der neuen Schule willkommen.
Genau 65 Jahre vorher, am 4. Januar 1900 wurde die alte Schule eingeweiht. „Jetzt ist diese ,pensionsreif´“ so Bürgermeister Sasse.Schulklasse 1916/17, Lehrer Christian Gerken
Schulklasse 1933, Lehrer Hannes Bracker
1. und 2. Schuljahr im Sommer 1955, Lehrerin Eva Daßkowski

Klassenfotos

Straße früher und heute

Früher war das Leben hier in der Straße noch viel gemeinschaftlicher. Alle kannten sich und man „schnackte“ miteinander, wenn man sich begegnete. Man traf sich in den Läden, um sich gegenseitig das Neuste zu erzählen. Abends saß man zusammen und klönte. Heute sitzen die Leute lieber vor dem Fernseher. Daher kommt es, dass die Jüngeren nicht mehr so viel mit den Nachbarn zu tun haben. Früher war es meist so, dass die Leute, die hier wohnten, auch hier arbeiteten. So kamen sie nicht so oft raus aus Hoisbüttel. Heute, da fast jeder ein Auto hat, ist man viel mobiler geworden. Man brauchte nicht weiter weg zu fahren, um einzukaufen. Man bekam alles, was man wollte, im Dorf selbst. Dies ist auch ein großes Problem für die alten Leute. Sie haben es schwer mit dem Einkaufen. Besonders seit nun auch der letzte Tante-Emma-Laden hier im Dorf weg ist. Fast alle älteren Dorfbewohner schafften es noch zu Kwitschau, Witten oder Zornbach zu gehen und waren so viel mehr als heute am Dorfleben beteiligt.
Ein weiterer Punkt ist die Schule. Als sie noch in dieser Straße war, war die Straße ein einziger Spielplatz. Vor der Schule, nach der Schule und in den Pausen war die Straße belebt. Auch hielten die Kinder im Dorf damals viel mehr zusammen. Ich, zum Beispiel kannte hier als Kind nur sehr wenige andere Kinder, weil man einfach nicht zusammen gespielt hat, da die Eltern sich oftmals auch nicht kannten. Es liegt allerdings bei mir auch daran, dass ich nicht in Hoisbüttel zur Grundschule gegangen bin. Doch auch die anderen Hoisbüttler Kinder haben nicht mehr so viel miteinander zu tun, wie die Schulkinder damals. Diese haben nach der Schule weiter miteinander gespielt. Im Gegensatz zu den Nachbarverhältnissen in der Stadt, ist es hier aber noch recht herzlich und intensiv. Die Kinder und Jugendlichen halfen früher überall mit. Herr Zornbach zum Beispiel brauchte immer wieder Hilfe beim Fällen von Bäumen oder anderen Gartentätigkeiten. So verdiente man sich ein paar Mark dazu.
Die Kinder halfen auf dem Feld mit. Wie auch schon in der Schulchronik erwähnt wurde, fehlten oft viele Kinder in der Erntezeit im Unterricht. Sie halfen bei der Ernte, beim Heueinfahren und auch beim Kühe hüten. Heute sieht man kaum noch Kinder auf der Straße. Und auch auf dem Spielplatz ist meist nicht viel los.
Jeder den ich befragt habe, bedauerte diesen Verlust der Gemeinschaft. Für mich stellt sich die Frage, ob man dies nicht wieder ändern könnte. Oder haben Fernseher, Computer und Autos die Abendbeschäftigung zum Beispiel so weit verändert, dass es nicht mehr rückgängig zu machen ist. Durch die heutige Wirtschafts- und Lebensweise können sich kleinere Geschäfte und Betriebe nicht mehr halten. Deshalb gibt es im Dorf keinen Laden mehr und die Zahl der Bauern ist von 18 auf 3 gesunken. Ich glaube, es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, das alte Dorfleben wieder herzustellen.
Es hat sich also etwas Grundlegendes hier verändert. Meiner Meinung in diesem Bereich stark zum Negativen.

Nachwort

Die Arbeit mit meinem Thema hat mir viel Spaß gemacht. Ich bin zufrieden mit dem, was ich herausgefunden habe.
Schwierigkeiten hatte ich am Anfang mit den Interviews. Es war nicht leicht für mich, aus den Leuten das heraus zu bekommen, was ich wissen wollte. Einige von ihnen wollten nicht über sich selbst sprechen, sondern nur über andere Bewohner etwas erzählen. Sie sind bei den persönlichen Fragen ausgewichen und haben abgeblockt. Doch im Laufe der Zeit habe ich meine Fragen anders gestellt und auch meist die Antworten bekommen, die ich haben wollte.
Herrn Wolfrat zum Beispiel habe ich eigentlich befragt, um von ihm zu erfahren, wie es hier auf der Schule so vor sich ging. Wie es war, hier zur Schule zu gehen und wie der Schulalltag aussah. Doch er ist schon schnell abgeschweift und hat mir seine ganze Lebensgeschichte erzählt. Das war natürlich sehr interessant, vielleicht viel interessanter als seine Schulzeit, aber ich konnte diese Interviews dann nur teilweise nutzen, denn seine Kriegserfahrungen haben nicht direkt etwas mit der Straße zu tun.
Es war interessant, sich mit den Leuten ausgiebig zu unterhalten, die man sonst nur vom Sehen auf der Straße kennt. Spannend war es für mich auch, ihre Wohnungen zu sehen und mir so ein besseres Bild von ihrem Leben zu machen.
Ein weiteres Problem war für mich, anzufangen zu schreiben. Ich hatte keine Ahnung, wie ich meine Informationen sinnvoll zu Papier bringen sollte. So entstand erstmal eine größere Pause. Und erst zwei Wochen vor dem Abgabetermin habe ich angefangen zu schreiben. Als ich dann aber erstmal angefangen und mir ein Konzept gemacht hatte, lief es recht flüssig.
Nach dieser Arbeit gehe ich nun mit einem ganz anderen Gefühl durch diese Straße. Ich weiß viel mehr über sie und ihre Bewohner als vorher. Das hat meine Sichtweise ein Stück weit verändert. Ich kann mir nun ein Bild davon machen, wie es noch vor 30 Jahren hier aussah und wie es war, hier zu leben.
Ich bin sehr froh diese Thema gewählt zu haben, denn es hat mich weitergebracht und ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Ich habe dadurch etwas erfahren, was mich meinem Heimatdorf näher gebracht hat.
Meine Vorgehensweise war es, die Menschen zu befragen, die entweder alt sind und somit viel über diese Straße zu erzählen haben, oder die, die hier zur Schule gegangen sind oder mir etwas über die Geschäfte sagen können. Ich hab also zuerst einen allgemeinen Fragebogen entworfen, den ich dann für das jeweilige Interview erweitert und spezialisiert habe.
Gleichzeitig war ich noch im Hoisbüttler Archiv und habe dort nach Material gesucht. Dies fiel allerdings bis auf die Schulchronik sehr spärlich aus und somit war ich hauptsächlich auf die Interviews angewiesen. Ich fing an mit den Befragungen (mit Diktiergerät) und mit dem Lesen der Schulchronik. Ich war sehr überrascht, was der jeweilige erste Lehrer da alles hineingeschrieben hat, dass er auch viel übers Dorf geschrieben hat, was nicht direkt mit der Schule zu tun hat und sehr ausführlich ist. So war dies dann doch eine gute Grundlage für die Arbeit an der Schule.
Ende Januar war ich dann fertig mit den Befragungen und der gesamten Materialbeschaffung. So ging es nun ans Schreiben, doch das fiel mir erst sehr schwer. Ich wusste einfach nicht, wie ich anfangen sollte und so dauerte es bis nach den Prüfungen bis ich meinen ersten Satz schrieb.
Meine Ziel hat sich während der Arbeit allerdings verändert. Ich habe weniger gefragt, ob die Bewohner sich hier wohl- oder zuhause fühlen. Es ging mir im Laufe der Zeit mehr darum, herauszufinden, was die Geschäfte und die Schule für das Dorfleben bedeutet haben. Den Bezug zur Zeitgeschichte habe ich nur bedingt hergestellt. Ich habe bei der Schule und den Geschäften einige Bezüge hergestellt. Auf die Biographien bin ich nur kurz eingegangen im Zusammenhang mit dem jeweiligen Haus.
Ich bin selbst sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Mit diesem Thema hat sich noch nie jemand befasst und es ist doch ein umfangreiches Geschichtsheft entstanden.
Ich danke allen, die mir geholfen haben und hoffe, es ist alles korrekt wiedergegeben.

Quellenverzeichnis
  • Schul-Chronik für Hoisbüttel, Gemeindearchiv Ammersbek
  • 25 Jahre Gemeinde Ammersbek, Hrsg: Gemeinde Ammersbek, 2003
  • Chronik Ammersbek, Hrsg: Gemeinde Ammersbek, 1988
  • Die Interviews mit:
    • David Giese am 2.Oktober 2004
    • Margitta Stielke am 17.Oktober 2004
    • Gisela Wussow am 5. November 2004
    • Herr und Frau Molder am 27. Dezember 2004
    • Matthias Bremer am 13. Januar 2005
    • Herr und Frau Gauger am 19. Januar 2005
    • Achim Zornbach am 22. Januar 2005
    • Thea Barton am 26. Januar 2005
    • Gerd Wolfrat am 27. Januar 2005
    • Inge Liedtke am 27. Juni 1990,
  • Gemeindearchiv Ammersbek
Bildnachweis
  • Thea Barton, 2 Bilder
  • Gerd Steenhagen, 1 Bild
  • Gerhard Wolfrat, 3 Bilder
  • Sven-Olaf Wussow, 3 Bilder
  • Achim Zornbach, 1 Bild
  • Gemeindearchiv Ammersbek, 6 Bilder
  • Nele Tim, alle weiteren